Die römisch-katholische Kirche St. Georg in Bad Fredeburg (Sauerland) wurde 1932 durch den Architekten Wibbe aus Hamm errichtet. Ab 1981 erfolgte unter Pfarrer Winfried Schwingenheuer (1936-2015) die neue Ausgestaltung des Chorraumes mit dem Ziel, einen „erzählenden Kirchenraum“ zu schaffen. Im Ergebnis wurde es nicht nur ein erzählender, sondern auch ein farbintensiver Kirchenraum. Das Herzstück bildet das von Nikolaus Bette (geb. 1934) aus Essen-Werdern geschaffene dreiteilige Altargemälde (rechtsseitig signiert und datiert). Auf Glasfenstern hat dieser Künstler das Neue Jerusalem Duzende male gestaltet, als Altarmalerei nur dieses eine Mal.
1990 wurde das vieldiskutierte Kunstwerk aufgestellt und zieht seitdem Besucher in die Kirche. Manche sehen es als Beitrag zur Versöhnung zwischen den Religionen, andere lehnen es als „indianische Volkskunst“ ab, die allermeisten beachten es überhaupt nicht. Kritisiert wurde hier aber nicht das Himmlische Jerusalem, sondern die Darstellung anderer Weltreligionen auf dem linken Seitenflügel. Dort hat Bette den Schwarzer Stein aus Mekka aufgemalt, in Anklängen an das Neue Jerusalem: So ziehen zahlreiche Menschen zu dem quadratischen Block, und von oben deutet die Hand Gottes auf das Heiligtum. Die Pilgerschaft der Völker und die Hand Gottes sind traditionelle Motive, die seit dem Mittelalter mit dem Neuen Jerusalem in Verbindung gebracht werden.
Die drei Bilder der Chorwand können nach Art mittelalterlicher Flügelaltäre auf- und zugeklappt werden. Das ist vornehmlich während der Fastentage der Fall. Außerhalb dieser Zeiten ist das Neue Jerusalem im Mittelteil zu sehen. Gehalten werden alle Bilder von einem sieben Meter hohen hölzernen „Lebensbaum“, einem zentralen Motiv aus der Johannesoffenbarung. Er wurde von Bette aus alten Fachwerksbalken aus der Umgebung geschnitzt.
Das mittlere Gemälde des modernen Triptychon zeigt das endzeitliche Ziel an, wie es in der Offenbarung vorgegeben ist: Das Lamm in der Mitte auf dem Thron. Von ihm gehen das Licht und der Strom des Lebens aus, der unten in den paradiesischen Garten mündet mit mehreren Bäumen, die das Motiv des Lebensbaums erneut aufnehmen. Die Stadt ist quadratisch angeordnet mit zwölf Toren, die mit großen Perlen geschmückt sind und von zwölf rotfarbenen Engeln bewacht werden. Das Lamm hütet das Buch mit den sieben Siegeln. Das Ziel allen Lebens ist, so Bette, diese Stadt der Hoffnung, des Lichtes, des Friedens.
Rundgang durch die Pfarrkirche St. Georg Bad Fredeburg, Bad Fredeburg 2003.
Burghard Preusler: Nikolaus Bette ist 70, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 57, 2004, S. 368-370.
Georg Schröder: Chorwand ‚Himmlisches Jerusalem’ in St. Georg Bad Fredeburg, o.O, 2010.