Hans Heinrich Adam (1919-2007): Glaswand der Auferstehungskirche in Siegburg (1957)
Große Glaswände waren zwar schon vor 1945 technisch möglich, doch erst nach den Kriegsverwüstungen gab es im Bestand und bei Neubauten einen Bedarf. Diese Glaswände wurden damals als wohltuend modern empfunden, fast immer findet man in den Festschriften und in der wissenschaftlichen Literatur lobende Worte über die neue Helligkeit, als wäre das Dunkle etwas per se Schlechtes. Bei den großflächigen Kunstwerken war ausreichend Platz für zahlreiche Motive, darunter auch für das Himmlische Jerusalem. Beispiele aus dieser Zeit sind die Christuskirche in Oberbexbach (1959), die Ebbergkirche aus Hemer (1953) oder die Dreifaltigkeitskirche in Detmold (1962). Dazu kommt noch die evangelische Auferstehungskirche in Siegburg am Rhein. Die dortige Glaswand geht zurück auf einen Entwurf von Hans Adam, der von der Glasmalerei Karl Jörres 1957 in Bonn umgesetzt wurde.
An der Wand findet man die Stadt auf der ersten Fensterbahn an der oberen linken Seite. Stufen und Treppen führen nach oben und unten, schräge Linien und Wellenbänder sorgen für Bewegung. Sie scheinen sich vor allem auf ein Tor zu konzentrieren. Dazwischen hat Adam immer wieder rechteckige Bauten eingefügt. Ruhe und Ausgleich bringen vor allem die blauen und violetten Scheiben in diesem Bereich. Die zweite Fensterbahn setzt diese Färbung fort, gehört auch inhaltlich zum Himmlischen Jerusalem, zeigt aber hier das Lamm Gottes, dessen Blut nach unten in einen Abendmahlskelch tropft (vgl. dazu einen Wandteppich aus Waldkirchen kurz zuvor). Das freundliche Lamm mit seinen runden Formen scheint so gar nicht zu der Tötungszene zu passen, die vielen Betrachtern heute unverständlich aufstößt, aber zum klassischen Bildkanon der Kirchen gehört und seit Jahrtausenden bevorzugt dargestellt wurde. Der Künstler erinnert sich: „In meinem ersten Entwurf war das Lamm nicht vorgesehen, man empfand die Stadt ohne Engel, ohne Johannes und auch ohne Bewohner wohl etwas leer. Die alten Darstellungen mit dem Herrscher der Welt oder mit dem Lamm auf dem Thron waren überholt, sondern wir benötigten etwas, was dem Gedanken der Auferstehung (die auf dem Fenster weiter rechts thematisiert ist, CB) vorangestellt ist. Schwierig war ja überhaupt die Position dieser Szene: Links oben ist seit alters her der angestammte Platz des Neuen Jerusalem. Wenn man aber eine Geschichte erzählen möchte, was soll dann nach der Vollendung noch kommen? Ich dachte daher, das Opferlamm ist hier nicht der Beginn, sondern die Voraussetzung der Auferstehung – diese Gedanken entstanden damals bei meinen Besuchen mit dem Pfarrer der Gemeinde, in angeregter Runde haben wir versucht, etwas Neues, etwas Schönes und auch etwas Durchdachtes anzubieten. Ich weiß nicht, ob es gelungen ist. Vielleicht? Nach der Fertigstellung habe ich viel Positives gehört.“
Der Künstler Hans Heinrich Adam (1919-2007) hatte an der Düsseldorfer Kunstakademie und an der Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei in Kronenburg/Eifel bei Werner Peiner studiert, anschließend arbeitete er in seinem Atelier in Arnoldshain (Taunus). Dort entstanden hauptsächlich Entwürfe für Glasmalereien im Raum von Frankfurt am Main. Fast alle seine Arbeiten sind großflächige Fensterwände, überwiegend für Neubauten der evangelischen Kirche.
Festschrift zur Indienstnahme der Auferstehungskirche Siegburg: Ostern 1957, Siegburg 1957.
Hans Reiner Preuß: Auferstehungskirche Siegburg, Siegburg 1997.
Elisabeth Knauer: Gebaute Ökumene: die Auferstehungskirche in Siegburg, in: Heimatblätter des Rhein-Sieg-Kreises, 84, 2016, S. 124-156.
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