Für die Freimaurer hat Jerusalem eine besondere Bedeutung. So soll zu Zeiten von König Salomon, der in Jerusalem den heiligen Tempel erbaut hat, die Freimaurerei begründet worden sein. Die ersten Freimaurer sollen Baumeister gewesen sein, die den Tempel errichteten, worum sich zahlreiche Geschichten, Geschichtchen und Legenden ranken. Wissenschaftlich ist vieles nicht belegt, aber Jerusalem kann als moralischer Tempel der weltweiten Freimaurerei bezeichnet werden. Schon die Namen bekannter Logen zeigen dies: „Holy City“, „Mont Zion“, „Royal Salomon Mother Lodge“, „Zur Quelle Siloah“, „Royal Modern Order of Jerusalem Sols“ usw. Mehrmals über das Jahr finden noch heute in Jerusalem Freimaurertreffen statt, an dem Ort, an dem man den Steinbruch zu dem Salomonischen Tempel, der längst nicht mehr existiert, vermutet.
So fand auch das Himmlische Jerusalem Eingang in die Freimaurerei, bildlich in Form einer Plakette, welche das Symbol für den 19. Grad der Freimaurer zeigt. Sein Titel ist: „Groß-Pontifex des Himmlischen Jerusalem“. Sie findet sich im „Schottischen Ritus“, einer weltweiten Vereinigung aus Logenmitgliedern, die bereits den Meistergrad erlangt haben. Innerhalb des Schottischen Ritus gibt es dann wieder bis zu 33 Grade. Der Schottische Ritus gründete sich 1801 in den USA, wo kurz darauf das obige Emblem entstand, von dem es mehrfache Varianten gibt, wobei der Grundaufbau jedoch stets gleich ist und anderen Darstellungen des Neuen Jerusalem ähnelt, etwa der von Ewald Mataré. Dargestellt ist in der Mitte eine quadratische Bastion mit Flanken an den vier Ecken. In die Vorderseite ist mittig ein Rundbogentor gesetzt, weitere Tore scheinen nicht vorhanden zu sein. Das Innere ist leer, bis auf einen großen Baum (Lebensbaum) in der Mitte der Anlage (vgl. ältere Vorlagen, etwa die allegorische Darstellung aus der Klosterkirche Nuestra Señora del Carmen). Das Bild stellt die Stadt nach Abzug der Assyrer dar, wüst und nur mit Hütten bebaut. In dieser Zeit war der Tempel des Salomon nur noch eine Erinnerung und die Freimaurerei überlebte (angeblich) im Verborgenen.
Roger Bongard: Manuel maçonnique du rite écossais ancien et accepté, París 1979.
Otto Komander: Rosenkreuz und flammender Stern, Mengkofen 1986.