Suche
Close this search box.

Marianne Neuburger: Triptychon aus der Dettlinger Arche (2008)

Der Treffpunkt Arche e. V. in Dettingen (Schwäbische Alb) in der Nähe von Ulm gehört zu einer Gemeinde innerhalb des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden. Sie stützt sich insbesondere auf Apostelgeschichte Kap. 2, Vers 37-47 und vor allem auf den Missionsbefehl Jesu in Matthäusevangelium Kap. 28, Vers 19 sowie Markusevangelium Kap. 16, Vers 15. Pfingstkirchen bemühen sich bei der Gottesdienst- und Raumgestaltung um eine zeitgemäße, moderne Formensprache. Bilder oder Glasmalereien vom Himmlischen Jerusalem gehören nicht gerade zum typischen Inventar, werden aber auch nicht abgelehnt.

In Dettingen geht das Bild des Himmlischen Jerusalem auf eine Initiative von Marianne Neuburger zurück. Die vielseitige Malerin (Öl und Acryl), die vor allem mit Licht experimentiert, ist verheiratet mit Hans Neuburger, dem Gemeindegründer und langjährigen Leiter der Arche. Die Acrymalerei ist als Altarbild in der traditionellen Form eines Triptychon gestaltet, wie das Thema bereits im Mittelalter aufgegriffen wurde. Der linke und der rechte Flügel zeigen in abendlicher Stimmung Häuser und Kirchtürme einer irdischen Stadt. Die Fassaden sind rissig, der Verfall ist unaufhaltsam, man kann aus der Nähe Details wie Risse und Beschädigungen entdecken. Im Mittelteil sind im Vordergrund ein blaugrünes, ein violettes und ein blaues Tor zu sehen – neben diesem steht links ein orangenfarbener Engel. Diese Tore sind nicht nur Schmuck, sondern auch eine Grenzlinie für Sünder, die nach dem Wortlaut der Johannesoffenbarung keinen Zugang in die Stadt haben. Dahinter fließt von oben der Lebensstrom herab, zu seinen Seiten stehen zwei frisch grünende Bäume des Paradiesgartens. An den äußeren Seiten führen Treppen nach oben, die an das Zweiwege-Motiv anklingen. Erst über einen gelben Lichtkegel erheben sich dichtgedrängt die Bauten der Gottesstadt, die mit ihren waagrechten Linien Ruhe ausstrahlen und ein Gegengewicht zu den dunklen Bauten an den Seitentafeln erzeugen. Im Gegensatz zu der irdischen, europäischen Stadt an den Seitentafeln orientiert sich diese Stadt an östlichen, arabischen Bauformen.

Das auf der dritten Tafel signierte Bild wurde am 15. Mai 2008 im Foyer des neuen Gemeindehauses in Gerstetten-Dettingen aufgehängt. Damals wurde auch eine erläuternde Tafel neben das Gemälde angebracht, auf der nochmals auf den Hebräerbrief Kap. 13, Vers 14 verwiesen wird: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“. Seitdem werden Gemeindemitglieder und Gäste nach Betreten des Foyers mit der farbintensiven Malerei begrüßt. Gerade durch die ansonsten zurückhaltende Raumgestaltung und die weißen Wände kommt das dreiteilige Bild gut zur Geltung und bleibt vielen Besuchern in Erinnerung. In dem Treffpunkt Arche finden sich noch weitere Malereien der Künstlerin, die hier auch das eigentliche Altarbild gestaltet hat.

Marianne Neuburger: ‚Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir’ (Hebräer 13, 14), o.O., April 2009 (unveröffentl.).
Claus Bernet: Freikirchen, „Sekten“, Denominationen, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 9).

.

tags: Triptychon, Acryl, Pfingstgemeinde, Bauklötzchen; Verfall
Share:
error: