Die Wandmalereien im Chorbogen der evangelischen Pfarrkirche von Rauschenberg im Kreis Marburg-Biedenkopf haben sich nur als farbige Fragmente erhalten. Das gilt auch für die Himmelspforte. Allein vom steinernen spätgotischen Türsturz sind noch Spuren vorhanden, darunter auch die vergoldet scheinende Tür. Links erahnt man Reste von Wolken, rechts einige Gerettete. Möglicherweise waren es Vertreter von Ständen; die Gesichter und die Bekleidung ist größtenteils Verlust. Auch von der obligatorischen Petrusfigur hat nicht viel die Zeit überdauert, allein sein roter Rock und sein Schlüssel, mit welchem die Pforte geöffnet wird, sind noch zu erkennen. Nach links unten haben sich die Malereien ursprünglich fortgesetzt, möglicherweise war von Jerusalem einst noch mehr zu sehen als allein diese Pforte.

Auf der rechten Seite haben sich andere übliche Bildmotive eines spätmittelalterlichen Weltgerichts erhalten, wie die geöffneten Gräber, eine Marienfigur, Christus auf dem Regenbogen. Es fällt auf, dass die Christusfigur nicht direkt und gerade über dem Bogenscheitel gesetzt ist, was vermutlich mit der Erweiterung des spätgotischen Chorraums im 15. Jahrhundert zu tun hat. Überhaupt ist die gesamte Malerei in der heutigen Präsentation schief: Sie zieht sich an der rechten Seite fast doppelt so weit nach unten wie an der linken Seite, auch sind dort die Höllenszenen besser erhalten. Die Freskenmalereien sind selbstverständlich nicht datiert oder signiert. Fachleute vermuten, dass ein rheinischer Meister sie zwischen den Jahren 1486 und 1500 ausgeführt hat. Erwiesen ist ein Einfluss der Malereien in der Marienkirche in Büdingen. In Rauschenberg lagen die Malereien nie unter Putz, wurden aber in der Barockzeit ergänzt und überarbeitet. Damals wurde auch die Schrifttafel (rechte Seite) hinzugefügt, welche die Bildmotive beschreibt.

Helmut Klingelhöfer: Ein Gang durch die evangelische Pfarrkirche zu Rauschenberg, o.O., um 2020.

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