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Wandfresko aus St. Agatha in Leveste (um 1510)

St. Agatha in Leveste (bei Hannover) ist ein dreijochiger Saalbau mit Westturm aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts. Im frühen 16. Jahrhundert wurde der Innenraum umfassend im Stil der ländlichen Hochrenaissance Niedersachsens farbig ausgemalt. In den vier Gewölbekappen des östlichen Gewölbejochs ist das Weltgericht dargestellt, darunter in der nördlichen Kappe das Himmlische Jerusalem als Bürgerstadt mit Wohnbauten und dazwischen vier verschieden hohe Rundtürme. Die Bauten sind eng aneinandergesetzt und die spitz zulaufenden Dächer wie Türme streben steil in die Höhe. Möglicherweise hat die Renaissanceschlossbauarchitektur diese Darstellung mit beeinflusst, angeführt wird in der Literatur das nahegelegene Wasserschloss Hülsede.
Auf einem grünfarbenen Weg unten vor der Stadt geleiten Engel einige Menschen zum Tor, das unspektakulär als einfacher Hauseingang kaum zu erkennen ist. Über der Szene, wie auch an anderen Stellen des Gewölbes, strahlen vereinzelt fünfzackige Sterne. Die Schar der Geretteten setzt sich übrigens auch auf der gegenüber liegenden Seite dieser Kappe fort und mündet bei einem übergroßen Engel mit Posaune. Üblicherweise befindet sich dort eine Darstellung der Hölle oder Satans als Gegenpol zum Neuen Jerusalem. Das Weltgericht wurde in Leveste auf die vier zentralen Kappen über dem Altar verteilt, nach rechts folgt Christus als Pantokrator, dann die Hölle und schließlich auf der westlichen Kappe Engel, die die Marterwerkzeuge Christi präsentieren. Mit dieser Anordnung ergibt sich eine direkte Abhängigkeit zu den Fresken der Weserregion südlich von Bremen, beispielsweise Sudwalde, die noch weiter erforscht werden muss.

Die Malerei war nur für kurze Zeit zu sehen. Im Zuge der Reformation und den damit verbundenen ikonoklastischen Bestrebungen wurde sie weiß überstrichen. Als anlässlich einer Kirchenvisitation im Sommer 1924 die Kirche wieder einmal neu geweißt werden sollte, lösten sich Teile der vielschichtigen alten Kalktünche und gaben die frühneuzeitlichen Fresken partiell frei. Sogleich wurde durch den Maler Martin Gotta aus Hannover eine erste Teilfreilegung vorgenommen. In den Jahren 1961/62 erfolgte dann die endgültige, nach damaligen denkmalpflegerischen Grundsätzen sorgsame Wiederherstellung durch Hanns Weikert aus Bremen. Dabei wurden alle Farbpartien mit frischem Brot gereinigt – eine traditionelle, effektive und umweltschonende Säuberungsmethode, die man sich öfters wünschen würde. 1996 wurde eine erneute Restaurierung durchgeführt, diesmal durch Horst Icks.

Rainer Gerd Fenner: Festschrift zur 750-Jahr-Feier der St. Agathen-Kirche zu Leveste, Hannover 1979.
Stefanie Lieb: Das Paradies als Architektur, in: Stefan Amt (Hrsg.): Festschrift für Günther Kokkelink, Hannover 1999, S. 51-58.
Peter Kühlechner: Die Kirche im Dorf gelassen. Ein Abriss der Geschichte des Calenberger Dorfes Leveste, nachvollzogen am Leben und Wirken seiner Pastoren von 1542 bis 1945, Leveste 2021. 

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tags: Weserregion, Ikonoklasmus, Hannover, Wandfresko, Spätmittelalter, Frührenaissance, Schloßarchitektur, Niedersachsen
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