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Albert Bocklage (1938-2023): St. Jakobi in Coesfeld (1987)

In dieser Kirche dominieren zwölf gewaltige Rundbogenfenster den Chorbereich. Jedes der Fenster steht für ein Tor des Himmlischen Jerusalem. Der Bildaufbau ist stets gleich: Oben steht in hebräischer Schrift der Name eines der zwölf Stämme Israels, unten in lateinischer Schrift der Name eines der zwölf Apostel. Rechts davon ist ein Symbol des jeweiligen Apostels eingefügt, also im Falle von Simon eine Säge, auf der gegenüber liegenden Seite des Fensters jeweils Sätze aus dem Glaubensbekenntnis. In der Mitte eines Tores befindet sich jeweils ein verfallener Altar, aus dem eine Pflanze erwächst. Damit ist gemeint, dass aus dem alten Bund ein neuer Bund mit neuem Leben hervorgeht. Verfallen wie die Altäre wirken auch die Tore selbst, von deren Säulen und Bögen wie bei Ruinen immer wieder Steine herausbrechen. Viele der Säulen weisen zusätzlich Bruchstellen auf, die Bögen setzen nicht bündig an die Säulen, so dass alles wackelig und instabil wirkt (vgl. das Runinen-Jerusalem von Franz Pauli).

Diese ungewöhnliche Arbeit geht auf Albert Bocklage zurück, der diese Chorfenster für die römisch-katholische Kirche St. Jakobi in Coesfeld im Münsterland (NRW) entworfen hat. Die Kirche wurde noch am 21. März 1945 völlig zerstört und nach dem Krieg neu aufgebaut. Nach einigen Jahrzehnten wurde es durch Initiative und Förderung von Dr. Franz Middendorf möglich, höherwertige Fenster einzubauen. Mit Bocklage (1938-2023) aus Vechta konnte ein versierter Künstler gewonnen werden, der besondere Erfahrung in der Gestaltung von Sakralräumen hatte. Die Entscheidung, hier das Himmlische Jerusalem zu thematisieren, war durch die Zahl der Fenster vorgegeben. Ob auch die alte Verglasung einen Bezug zu dem Thema hatte, ist nicht bekannt. Die neuen Arbeiten aus blauem, gelben und grauen Antik- wie Opalglas, Blei und Schwarzlot wurden von der Manufaktur Derix in Düsseldorf-Kaiserswerth hergestellt und 1987 eingebaut. 

Bernd Walter (Hrsg.): 800 Jahre St. Jakobi Coesfeld. Der Weg ist das Ziel (1195-1995), Coesfeld 1985.
Ryszard Knapinski: Ikonographie des Apostels Jakobus im Kontext der Darstellung des Credo Apoatolorum, in: Klaus Herbers, Robert Plötz (Hrsg.): Der Jakobuskult in Kunst und Literatur, Tübingen 1998, S. 15-50.
Dieter Fintrop: Kirchenführer St. Jakobi Coesfeld, Coesfeld 2006.
Wilhelm Wenning: Katholisches Pfarrkirche St. Jakobi in Coesfeld, Regensburg 2020 (2).

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tags: Münsterland, NRW, Ruine, Verfall, Pforten, Apostel, Chorbereich
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