In den letzten Jahren sind Glasmalereien von Künstlern wie Horst Bohatschek, David Hetland, René Pouillard, Richard Hanley, Marjorie Blake oder Maria Agar Loche entstanden, die sich durch hohe Flächigkeit, kräftige Farben und große Glasscheiben auszeichnen. Dadurch ist es möglich, dass man ohne Ablenkung sofort die wesentlichen Bestandteile und Aussagen eines Fensters bzw. einer künstlerischen Arbeit erfassen kann. Dies trifft auch zu auf ein Jerusalemfenster in den USA, nämlich in der römisch-katholischen St Gabriels Church. Man findet es in der Stadt Elma im Erie County im US-amerikanischen Bundesstaat New York.
Die Künstlerin des Fensters ist die Nonne Ann Therese Kelly. Sie ist aktives Mitglied der renommierten Stained Glass Association of America, ist außerordentliche Professorin am Villa Maria College in Buffalo und Mitglied der American Glass Guild. Ihre Entwürfe werden regelmäßig in Galerien ausgestellt und Fenster in öffentliche Bauten wie auch Kirchen und Kapellen eingesetzt, so in der Kapelle der Schwestern vom hl. Felix von Cantalice in North Tonawanda, New York (1990er Jahre), der St. Gabriel’s Church in Elma oder der Our Lady of Hope Provincialate Chapel in Beaver Falls (2012). Ann Therese Kelly ist heute Leiterin des Fachbereichs Kunst und Musik am Felician College in Lodi, New Jersey. Ihre eigenen Glasarbeiten entstehen im eigenen Atelier, welches den Namen Illumination Stained Glass Studio trägt.
Kellys Schöpfung von 2006 entstand unter Mitarbeit von Fran Matusak von Jacob Stained Glass aus Buffalo und Bridget Taylor. Sie zieht sich im Dachbereich der Kirche über vier Doppelfenster hinweg. Von einer Seite allein kann man das Ganze kaum erfassen und nicht vollständig fotografieren, so dass hier zwei Einzelbilder zusammengefügt wurden, um die Stadt vollständig zu zeigen. Wir beginnen von unten nach oben: Das Fundament sind große blaue Steine, bei denen mehr das Motiv des Hügels Zion anklingt als die Edelsteine. Darüber ist ein blaues Band gelegt, welches den Lebensfluss markiert. An seinem Ufer stehen zwölf goldgelbe Blöcke als Tore der Stadt, die aber frei stehen und nicht durch Mauern verbunden sind. Komplett kann man sie nicht sehen, da sie teilweise durch graue Wolken verdeckt sind, die ein weiteres Band ergeben. Darüber erhebt sich das tiefblaue Firmament mit goldenen Sternen, was wiederum von einem Regenbogen überspannt ist. Eine Besonderheit ist der Baum an der linken Seite, der für den Lebensbaum steht. Zu dem Fenster existiert auch ein farbiger Entwurf (im Besitz des Verfassers). Ursprünglich war geplant, die Steine unten und den Regenbogen oben deutlich farbiger auszugestalten. In der jetzigen Fassung wirkt das Fenster kühler, aber auch harmonischer und ausgewogen.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).
.