Horst Bohatschek (1943-2015): Jerusalemsfenster aus Friedhofskapellen, Ruhekammern und Kirchen in Ostwestfalen (1995-2011)

Horst Bohatschek (1943-2015) aus Löhne war einer der Glaskünstler, der in jüngster Zeit das Thema Himmlisches Jerusalem in seinem Schaffen mehrfach aufgegriffen hatte. Das war vornehmlich in seinem Spätwerk, wobei er sich insbesondere auf evangelische Friedhofskapellen spezialisiert. Einige seiner Fenster sind beidseitig ausgerichtet, dass heißt, man kann sie sowohl von außen an der Fassade aber auch von innen im Gebäude gut sehen. Die meisten dieser Glasfenster, die über einem Zeitraum von fünfzehn Jahren entstanden sind, findet man in Ostwestfalen, wo der Künstler fest verwurzelt war. Seine Werke kann man anhand der Motivauswahl und seiner künstlerischen Handschrift sowie der Farbgebung sofort als Bohatschek-Werke erkennen; überwiegend wurde auf den folgenden Fenstern das Himmlische Jerusalem anhand seiner Tore in Form einfacher Rundbögen dargestellt. Die Tore bilden dann einen hellen, goldgelben Bereich, der sich vom grünen oder auch blauen Hintergrund abhebt. Es sind keine Glasmosaike, sondern Bohatschek gelingt es, mit extrem wenigen und großen Scheiben den gewünschten Effekt hervorzurufen.
Das erste seiner Werke entstand 1995 anlässlich einer Renovierung der Friedhofskapelle von Mooskamp bei Vlotho. Es ist quasi die „Urfassung“, aus der die späteren Werke abgeleitet wurden. In Vlotho wurde die Stirnwand mit einem Fensterdurchbruch versehen und sämtliche Fenster der Kapelle neu gestaltet. Das fünfte und letzte Fenster eines Auferstehungszyklus widmete Bohatschek hier dem Himmlischen Jerusalem. So sind oben zwei Merkmale zu finden, die wir auch auf späteren Arbeiten wiederfinden werden: Einen gelben Kreis, der die Sonne oder eine Gloriole markiert, und einige Tore der Stadt als einfache Rundbögen in unterschiedlichen Farben.

 

Die evangelische Freikirchliche Gemeinde der Baptisten von Gütersloh konnte Bohatschek 1998/99 für die Fenstergestaltung an der Seite zur Straße gewinnen. Die Beauftragung des Künstlers war eine Initiative von Diakonin Jutta Mües (1938-2010). Das letzte Fenster im Kirchenschiff im Altarbereich links besteht aus Antikglas, Opalglas und Blei. Gezeigt werden kegelförmige Tore des Neuen Jerusalem. An den Seiten der Tore ist ein schmaler weißer Streifen angesetzt, der andeuten soll, dass diese Tore nicht verschlossen sind. Sie sind überwiegend in goldgelber Farbe gehalten, während der Hintergrund dunkelblau ist. In der Mitte, von vier Toren gerahmt, befindet sich ein Trinitätssymbol oder, je nach Betrachtungsweise, ein Kirchengebäude.

 

Die evangelische Freikirchliche Gemeinde der Baptisten von Gütersloh konnte Bohatschek 1998/99 für die Fenstergestaltung an der Seite zur Straße gewinnen. Die Beauftragung des Künstlers war eine Initiative von Diakonin Jutta Mües (1938-2010). Das letzte Fenster im Kirchenschiff im Altarbereich links besteht aus Antikglas, Opalglas und Blei. Gezeigt werden kegelförmige Tore des Neuen Jerusalem. An den Seiten der Tore ist ein schmaler weißer Streifen angesetzt, der andeuten soll, dass diese Tore nicht verschlossen sind. Sie sind überwiegend in goldgelber Farbe gehalten, während der Hintergrund dunkelblau ist. In der Mitte, von vier Toren gerahmt, befindet sich ein Trinitätssymbol oder, je nach Betrachtungsweise, ein Kirchengebäude.

Birgit Böhmker, Elisabeth Jürgens, Jutta Mües: Die Bleiglasfenster in der Christuskirche Gütersloh. Gottes Geschichte mit uns Menschen, Gütersloh 2019.

 

Kurz darauf hat Bohatschek im Stadtteil Volmerdingsen der Stadt Bad Oeynhausen um das Jahr 2000 für den dortigen Friedhof mehrere Ruhekammern künstlerisch ausgestaltet. Solche Ruhekammern sind keine Wellness-Entspannungsräume, sondern in ihnen werden Tote bis zur Beerdigung aufgebahrt – ein Tradition, die langsam ausstirbt. Das Fenster aus Blei, Antik- und Opalglas ist eine „typische“ Bohatschek-Arbeit: Sie ist reduziert in der Farbauswahl und begrenzt auf geometrische Grundformen wie Kreis und Bogen. Sie zeigt gestaffelte Tore der Stadt, oben in gelben, unten in blauen Scheiben. Unten sind lediglich zwei Glasscheiben gelb: Es ist das Licht, das aus einem der Tore herausstrahlt. Oben rechts findet man wieder das Trinitätssymbol aus der Bielefelder Arbeit.

 

Dieses Dreiecksfenster hat mehrere Bänder, die sich von links nach rechts ziehen. Ganz unten befindet sich noch ein dunkelrotes Band: die alte Erde. Darüber ist ein dunkelblaues Band gesetzt, mit einzelnen hellblauen Scheiben: der Himmel. Das folgende Band ist mit mehreren Toren besetzt. Sechs Stück sind aneinander gereiht, jeweils in einer eigenen Farbe: Hellgrau, Grau, zwei Mal Braun, erneut Grau und Violett. Im oberen Abschluss markieren fünf überwiegend gelbe Scheiben, die zu den Bändern konträr gesetzt wurden, das göttliche Licht. Die Arbeit aus dem Spätwerk von Bohatschek befindet sich in der evangelischen Friedhofskapelle von Bad Oeynhausen (Altstadt). Sie stammt von 2005. Das kleine Fenster befindet sich direkt über der Tür zu den Ruhekammern an der Vorderseite links; es ist aus Antik- und Opalglas sowie aus Blei.

 

Die evangelische Friedhofskapelle von Eidinghausen besitzt ebenfalls qualitätsvolle Glasfenster von Bohatschek aus dem Jahr 2006, auch hier aus Antikglas und Blei. Das Himmlische Jerusalem zeigt sich auf zwei Fenster verteilt, die spiegelbildlich aufeinander bezogen sind und zusammen gehören. Im unteren Bereich sind beide Fenster hellblau gestaltet, ein gelber Lichtkegel (der Lebensweg) führt zu einem der Tore. Je sechs Tore auf den zwei Fenster bilden den Mittelteil und ziehen sich von rechts nach links.

 

Die evangelisch-lutherische Kirche von Bad Oeynhausen-Bergkirchen, die ja bereits ein Himmlisches Jerusalem als Glasfenster von Franz X. W. Braunmiller besitzt, hat sich 2011 entschlossen, ein weiteres Fenster mit diesem Motiv anfertigen zu lassen. Braunmiller war inzwischen verstorben, diesmal beauftragte man Horst Bohatschek. Der Künstler gestaltete seine Arbeit über dem Eingangsportal aus Antik- und Opalglas sowie in Blei. Unter einer halbrunden Sonne bzw. Gloriole finden sich links wie rechts je drei Tore. Diese sind jeweils in einer anderen Farbe gestaltet: Rot, Grün und Blau. Wie man an den weißen Randstreifen erkennen kann, stehen sie einen Spalt weit offen. Im Gegensatz zu vielen anderen Werken des Künstlers ist diese Arbeit signiert und datiert (siehe Foto ganz oben).

 

Die letzte Arbeit Bohatscheks im Kontext des Neuen Jerusalem findet sich in der Friedhofskapelle in Windheim bei Petershagen. Es gehört nicht zum eigentlichen Kapellenraum, sondern im nicht öffentlich zugänglichen Nebenraum. Dieser wird derzeit noch als Aufbewahrungsraum (auch Ruheraum oder Ruhekammer genannt) genutzt, eine Renovierung und Umgestaltung, da die Totenaufbahrung kaum mehr nachgefragt wird, ist in Planung. Es erscheint ungewöhnlich, dass dieser kleine Raum von acht Quadratmetern mit mehreren hochwertigen Fenstern ausgestattet wurde, während die eigentliche Kapelle keine besondere Verglasung erhalten hat. Das Jerusalems-Fenster, 60 x 60 Zentimeter groß und entstanden im Jahr 2011, findet man direkt bei der Tür, als letztes Fenster einer Reihe mit vier figürlichen Arbeiten (u.a. Dornenkrone für Karfreitag, Kreuz für Ostern und Tropfen für Pfingsten). Bohatschek zeigt auf dem Jerusalemsfenster sechs Tore, die durch einen spitzen Keil auf zwei Seiten geteilt sind. In Größe und Form hält sich der Künstler an die vorangegangenen Arbeiten. Die Farbtönung ist in Windheim allerdings etwas blasser. Je nach Lichteinfall präsentieren sich die Tore daher bei gelber Grundverglasung in hellen grünen, violetten und blauen Tönen.

 

tags: Ostwestfalen, Tore, Sonne, Gloriole, Friedhof, Ruhekammer, Friedhofkapelle, Baptisten, Trinität,
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