Deborah A. Reeder (1951-2018): „New Heaven, New Earth, New Jerusalem“ (2000)
Nach langer Zeit wurde im Jahr 2000 das Himmlische Jerusalem auch wieder einmal schwarzweiß präsentiert. Deborah A. Reeder schuf damals eine Tuschezeichnung, in der die Stadt nicht leicht zu finden ist, und zwar absichtlich: „Die Stadt drängt sich nicht auf, jeder Stolz oder leere Präsentation ist ihr fremd. Mit der Stadt ist eine neue Schöpfung verbunden, mit dem Fluss des Lebens, der von Kaskade zu Kaskade dem Betrachter entgegen kommt. Man spürt das kühle Nass und wird förmlich in die sprießende, kraftvolle Natur hineingezogen. Bei dem Wasser musste ich an himmlische Musik denken, es plätschert in einer unbeschreiblichen Melodie vor sich hin – das in etwa waren jedenfalls meine Gedanken, als ich an diesem und einem anderen Blatt arbeitete.“
Zunächst sieht man einen vor sich hinplätschernden Bach in einer friedlichen Gartenlandschaft. Nichts Ungewöhnliches scheint sich zu finden, es könnte eine eine reine Naturszene sein.
Erst bei längerer Betrachtung entdeckt man am oberen Bildrand links einen Strahlennimbus. In ihm sitzt auf einem Tafelberg die kompakt bebaute Gottesstadt, Türme und Türmchen sind angedeutet. Nun wird die Gartenlandschaft zum Paradiesgarten, und der Bach zum Lebensfluss, der aus der Stadt entspringt und die neue Schöpfung befruchtet.
Die detailfreudige Abbildung nimmt direkt zu Johannesoffenbarung Kap. 21, Vers 1-2 Bezug und trägt den Titel „New Heaven, New Earth, New Jerusalem“. Dies ist die übliche englische Überschrift für die beiden zusammengehörigen Kapitel 21 und 22 des Offenbarungstextes. Als vorletzte Zeichnung gehört „New Heaven, New Earth, New Jerusalem“ zu einer Serie von mehr als 152 Werken zu einem umfassenden Zyklus des Alten und Neuen Testaments.
Die Protestantin Deborah A. Reeder (1951-2018) aus Georgien hat sich auf volkstümliche, naive Bibelillustrationen spezialisiert, mit denen man auch finanziell auf dem Bibelmarkt überleben kann. Ihre Zeichnung mitsamt der dazugehörigen Serie, gehört zu ihren anspruchsvolleren und bekannteren Arbeiten und entstand in den letzten Lebensjahren der Künstlerin. Zu der geplanten illustrierten Bibelausgabe ist es dann nicht mehr gekommen.
Claus Bernet: Zeichnungen, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 19).
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