„Jérusalem celeste“ ist eine Collage der Größe 114 x 78 Zentimeter und stammt von Jean Claude Moussey (1946-2019), eines hauptsächlich auf Keramik und Aquarelle spezialisierten Malers und Musikers aus Lyon. In seiner Heimat ist der Künstler mit 69 Jahren 2019 verstorben.
Seine Collage entstand über vier Monate des Jahres 1999 in Villeurbanne bei Lyon im dortigen Atelier des Künstlers. Zu dieser Zeit beschäftigten sich weltweit auffällig viele Künstler kurz vor der Jahrtausendwende mit der Johannesoffenbarung, auch in Form von Collagen. Mousseys Beitrag, welchen er als sein künstlerisches Hauptwerk und Vermächtnis bezeichnete, besteht aus Tonmodellagen, zufällig gefundenen Schamottsteinen und anderen Naturalien aus dem Wald der Umgebung, wie vor allem Hölzer, Blätter und Baumrinden in unterschiedlichem Verwesungs- bzw. Zerfallszustand – ähnlich, wie auch Volkmar Heger in sein Biblisches Bilderbuch Natur mit einbezog.
Die Werke von Jean Claude Moussey sind weder intellektuell, theologisch noch textuell zu verstehen, sondern eine prozessartige Annäherung, stark beeinflusst von der französischen Psychotherapeutin Hélène Naudy (1969-2017): „Je découvre la joie de ne plus être l’acteur mais l’acte lui-même de modeler“ („Ich entdecke die Freude, nicht mehr der Schauspieler zu sein, sondern der Akt des Spiels selbst“; Moussey 2011). Dementsprechend hat dieses Himmlische Jerusalem weniger mit dem biblischen Motiven der Johannesoffenbarung zu tun, sondern ist ein emotionaler Ausdruck der zerrissenen, komplexen Psyche des Künstlers Moussey, wie er selbst betonte. Dunkle, erdfarben Farbschattierungen beherrschen das Kunstwerk. Im Zentrum befindet sich ein umgedrehter Lampenschirm, der zur Hälfte im Untergrund steckt. Vor dem Schirm breitet sich wie vor einer Kulisse eine antike Ruinenlandschaft aus, wie ein antikes Theater. Umgeben ist dies von zahlreichen Büschen und Bäumen, die laut Moussey eine Paradieslandschaft markieren.
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