Der sogenannte Trammeraltar ist ein sakrales Kunstwerk der Zeit um 1460. Seinem Namen nach stammt er aus einer Kapelle in Tramm (Lauenburg), wo er viele Jahrhunderte betrachtet werden konnte. Später im 19. Jahrhundert, als ungefragt kirchliche Kunstgegenstände von Museen eingesammelt wurden, kam er als Leihgabe in das Lübecker Sankt-Annen-Museum (Inventar-Nr. 5299). Dort ist er bedauerlicherweise nicht Teil der Dauerausstellung und darf nicht einmal auf Anfrage gesehen werden. Der Grund, weshalb er nicht öffentlich gezeigt wird, liegt vermutlich darin, dass Besucher farbige Kunstwerke erwarten und von dem Trammeraltar im heutigen Zustand enttäuscht sein könnten. Der Aufbewahrungsort, also das Sankt-Annen-Museum, macht durchaus Sinn, da das Kunstwerk einst in der Mitte des 15. Jahrhunderts in Lübeck entstanden sein soll. Die Hansestadt war damals eine reiche Kaufmannsmetropole, Wissenschaften und Künste prosperierten. Es war durchaus üblich, dass in den Städten solche Arbeiten entstanden, die später in die umliegenden Dörfer gelangten.
Der Eichenblock der linken Seite (40 x 40 Zentimeter) zeigt am Rand Petrus, wie er einen kleinen Menschen in eine Himmelspforte zieht. Von der Pforte, vor bzw. in der ein Engel steht, kann man den Treppengiebel noch gut erkennen, die einstige Farbfassung hat sich aber nicht erhalten. Vermutlich wird es ähnlich ausgesehen haben wie die Himmelspforte auf einem Fresko im finnischen Taivassalo, die zeitgleich entstanden ist, oder auf dem Fresko in Letala/Laitila. Bei der Pforte fällt der Verlust der Farbe deutlich auf, während die Figuren noch heute ihren Reiz haben. Vor allem die Gewandfalten, die Gesten (die bescheidene in sich gekehrte Zurückhaltung des linksseitigen Geretteten!) oder die Physiognomien beweisen: Hier war ein meisterlicher Schnitzer am Werke. Solche Schnitzereien haben sich äußerst selten erhalten, da die oftmaligen Feuersbrünste einen Großteil der Werke vernichtet haben. Vergleichbare Arbeiten mit Darstellungen der Himmelspforte findet man heute alleine noch in der Kirche von Dorfkemmathen (Franken) oder in der Stendaler Marienkirche. Es bleibt zu hoffen, dass das Museum eines Tages dieses Kunstwerk wieder seiner Kirche zurück gibt, wo man es auch im Zusammenhang mit dem Sakralraum erleben könnte, als es weiterhin im Depot vergessen zu lassen. Dieses Kunstwerk wurde einer Kapelle genommen, es sollte zurück gegeben werden.
Margareta Kempff: Attribueringarnas maengfald, Stockholm 1994.
Uwe Albrecht (Hrsg.): Hansestadt Lübeck, St. Annen-Museum, Kiel 2009 (2).
Beitragsbild: A. Henning
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