Das Himmlische Jerusalem auf dem hiesigen Fresko mit dem Jüngsten Gericht ist fast verlustig gegangen. Leichter auszumachen sind noch zwei schlanke Türme mit dunklen, annähernd schwarzen Fenstern links oben. Da sich auf einem Turm rechts ein (schief aufgesetztes) lateinisches Kreuz erhalten hat, wird es sich um Kirchentürme handeln. Zwischen ihnen steht vor einem Zinnenkranz ein Heiliger, vermutlich Petrus. Die sitzende Figur mit dem weiten Mantel ist Christus; unter ihm stehen zwei weitere helle Türmchen mit Lanzettfenstern. Den niedrigen Türmchen wurde eine gedrungene, runde Kuppel aufgesetzt, die vielleicht orientalische Bauten imitieren sollen. Nach anderer Lesart sollen sie von der Baukunst orthodoxer Kirchen inspiriert sein, wie auch die Position von Christus an der Pforte von russischen Ikonen herstammen könnte (als nur ein Beispiel aus dieser Zeit siehe die Weltgerichtsikone aus Zhovkva).
Links der beiden kleinen Türme endet der extrem lange Turm, der eigentlich fast die gesamte linke Wand abschließt. Rechts befindet sich eine Marienfigur, die für die Auferstandenen bittet (Motiv der Schutzmantelmadonna). Die meisten Malereien dieses Bildes haben eine rötliche Tönung, da Ochsenblut die billigste Farbe im Mittelalter gewesen war, im Gegensatz zu teurem Blau oder Grün.
Das Fresko findet man an der Nordwand von St Lawrence in Broughton bei Milton Keynes. Es wird von Anne Marshall, einer Expertin englischer Wandmalerei, auf das 15. Jahrhundert datiert. Maler oder die ausführende Werkstatt sind leider unbekannt. Bereits früh, 1849, hat man diese Malereien an der Nord- und Südseite neu entdeckt und freigelegt.
Broughton, in: A history of the County of Buckingham, 1927, S. 303-308.
Lawrence E. Jones, Roy Tricker: County guide to English churches, Newbury 1992.
Roy Tricker: St Lawrence’s church, Broughton, Buckinghamshire, (London) 2005.
Claus Bernet: Gotik, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 30).
Beitragsbild: A. Marshall