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Weltgerichtsikone aus Zhovkva (um 1550)

In der Mitte des 16. Jahrhunderts entstand in Zhovkva (Schowkwa) in der Region von Lemberg eine Ikone des Weltgerichts. Die Malerei in Tempera hat heute eine Gesamtgröße von 233 x 48 Zentimeter. Ursprünglich war die Ikonentafel selbstverständlich größer, doch nur die linke Hälfte hat sich erhalten, einschließlich eines Himmlischen Jerusalem oben links mit nur wenigen Zentimetern Größe. Der ornamentale Schmuck und die miniatureske Malerei lässt einen Buch-oder Lackmaler vermuten, sicherlich aus einem monastischen Umkreis der russisch-orthodoxen Kirche. Die Ikone ist heute Teil der Sammlungen des Nationalmuseums der Ukraine zu Lemberg (Inventarnummer 38484/I-2641). Es gehört zu dem Kulturgut, welches durch den russischen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine möglicherweise bereits Schaden erlitten hat oder für immer verloren ist, wie beine Anzahl von Ikonen, die aus dieser Datenbank wieder entfernt werden mussten, da hier ausschließlich noch existente Kunstwerke verzeichnet sind.
Wie auf Ikonen des 16. Jahrhunderts zu sehen (man vergleiche diese Arbeit mit der älteren Ikone aus Vanivka oder mit der jüngeren Ikone von Marko Domazhyrska Shestakovych, beide ebenfalls aus dem Nationalmuseum Lemberg) begrüßen sich vor der Stadt Jesus (links) und Maria (rechts). Begleitet sind die beiden Figuren von zwei Engeln mit einem Kreuzstab. Maria wird in diesem Kontext als Braut gesehen, der Bräutigam ist aber natürlich nicht der unverheiratete Jesus, sondern die Stadt Jerusalem im Hintergrund. Man kann deutlich unterschiedliche Türme und Gebäude ausmachen, links einen Torturm mit einer Tür oder einem Tor, durch das man in die Stadt gelangt. Eine Stadtmauer ist kaum zu sehen, lediglich hinter der Marienfigur findet man Ansätze eines Mauerzugs mit Zinnen. Merkmal dieser Ikone ist nicht allein die Qualität der individuellen und ausdrucksstarken Figuren, sondern vor allem ihre ungewöhnlich kräftigen Farben in Orange, Violett und ein fast schon neonartiges Goldgelb.

Oleh Sydor: Reiestr ikon Strashnoho Sudo v kolektsii NML, in: Litopys Natsional’noho muzeiu u L’vovi, 7, 2, 2001, S. 90-96.
John-Paul Himka, Liliya Berezhnaya: The world to come, Cambridge 2014. 

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tags: Ukraine, Nationalmuseum Lemberg, Maria
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