Im Jahr 1988 hat Emil Wachter (1921-2012) für die evangelische Barockkirche St. Martin im badischen Ettlingen ein Wandbild mit dem Himmlischen Jerusalem geschaffen. Wenige Jahre darauf griff sein Kollege Clemens Hillebrand (geb. 1955) das Motiv für eine andere Kirche in Ettlingen auf. Es handelt sich um ein figürliches Deckenbild in Kreisform in der katholisch-katholischen Herz-Jesu-Kirche von Ettlingen. Die dortige Malerei in der Vierung über dem Altar wurde von Hillebrand im Jahr 1992 angefertigt, nachdem die Kirche seit 1990 umgestaltet und renoviert worden war. Im Zentrum thront das weiße Lamm, ähnlich wie von Hillebrand zuvor in Koblenz gestaltet. Es ist von einem blauen Firmament mit Sternen umzogen, das an Schinkels Bühnenentwurf zu Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“, erinnert (Sternenhalle im Palast der Königin der Nacht, 1815). Hier jedoch wurde der Sternenhimmel mit Architektur verbunden. Zunächst setzte Hillebrand um das Lamm zwei breite konzentrische Kreise in brauner Farbe, die den Gurt- und Jochbögen der Kirche nachempfunden sind. Um den zweiten Kreis, den Außenkreis, erhebt sich eine mächtige Architektur nach Innen. Dort sind kreisförmig zahlreiche Bauten in einer bestimmten Reihenfolge aneinander gesetzt. Der Künstler fügte jeweils drei der Tore zusammen, über die sich pyramidal weitere Bauten erheben. Zwischen die nächste Gruppe von Dreiertoren zeigt er Mauerteile und jeweils einen mächtigen, sich verjüngenden Turm, der schon fast den kleineren Innenkreis berührt. Dadurch gelang es Hillebrand, dass an der Decke ein weiterer, gewaltiger blauer Stern mit dem Gotteslamm in der Mitte entstanden ist.
Obwohl die Arbeiten erst in den 1990er Jahren ausgeführt wurden, besteht anscheinend schon wieder Renovierungsbedarf. Um Besucher, aber auch Gottesdienstteilnehmer vor herunterfallenden Steinen oder Putz zu schützen, hat man das gesamte Schiff mit Netzen überzogen. Die Folge ist, dass somit die Deckenmalerei nur noch durch das Netz sichtbar ist. Da dieses Provisorium schon seit Jahren andauert denken viele, diese Installation sei eine Kunstaktion, was jedoch nicht der Fall ist. Vielmehr ist sie ein Symbol für das Sicherheitsempfinden unserer Zeit, die Maßnahmen zu erfordern scheint, die in der Dauer dann mehr kosten als eine konsequente Renovierung. Zudem ist die Maßnahme lediglich eine optische Beruhigung: Vor herunterfallenden Steinen schützt das Netz natürlich nicht, so dass doch wieder Gottvertrauen gefragt ist.
Roland Weber: Katholische Pfarrkirche Herz-Jesu Ettlingen Erzdiözese Freiburg im Breisgau, Bittelbronn 1996.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).