Manfred Espeter (1930-1992): Fenster aus St. Bartholomäus in Marl-Polsum (1967)
In Marl-Polsum (nördliches Ruhrgebiet) wurde im Jahr 1967 in der römisch-katholischen Kirche St. Bartholomäus ein Fenster mit dem Lamm im Himmlischen Jerusalem eingebaut. Es geht zurück auf einen Entwurf von Manfred Espeter (1930-1992), einem deutschen Glasmaler und Bildhauer, der hier das erste und letzte Mal in seinem Schaffen das Neue Jerusalem in Glas dargestellt hat. In der Mitte der 1960er Jahre waren elektrische Schaltkreise der letzte künstlerische Schrei. Eine ganze Reihe von Darstellungen des Himmlischen Jerusalem ist damals so präsentiert worden, u.a. von Fritz Baumgartner, Reinhold Petermann und vor allem von Franz Pauli. In deren Arbeiten reiht sich dieses Fenster von Espeter ein.
Seine Arbeit auf der Orgelempore, gegenüber vom Altar, besteht aus dunkelfarbigem Antikglas, Blei, Schwarzlot und Glasbrocken. Die eigentliche Stadtdarstellung befindet sich in der Mitte des Fensters und kragt zu den Seiten leicht nach außen. Ähnlich wie bei mittelalterlichen Beatus-Darstellungen sind die Torseiten nach außen geklappt, zu Dreiergruppen an den vier Seiten. Das verleiht der Stadt einen offenen Eindruck, als würde man in eine geöffnete Kiste von oben hineinsehen und als Überraschung das Lamm finden, das mit dem Betrachter unmittelbar Kontakt aufzunehmen scheint. Um sein Haupt kreist ein Nimbus aus roten Farbtupfern, umgeben ist das Lamm von dunkelblauen Scheiben – diese beiden Farben findet man auf Glasdarstellungen des Neuen Jerusalem oftmals, es sind traditionell die Farben der Gottesstadt. Ebenso entspricht die goldgelbe Füllung der zwölf Tore dem ungeschriebenen Kanon. Rasterartige Verbindungen, vornehmlich horizontale Linien wie auch Knotenpunkte findet man vor allem im Außenbereich vor der Stadt.
Bernhard Schütz: Polsum. Katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus, München 1970.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).