Dieter Hartmann (1939-2022): St. Marien in Köln-Fühlingen (1987) und St. Mariä Himmelfahrt in Kleve (2005)
Diese Abbildung zeigt eigentlich keine prächtige Pforte des Himmels, sondern ein einfaches, hölzernes Gatter zwischen zwei grünen Hecken, deren Bewuchs durch Wellenlinien und Schraffuren angedeutet ist. Im Hintergrund erhebt sich nicht etwa die Stadt Gottes, sondern eine Ansammlung von Geröll oder eine Felsenformation grauer Steine. Nichts ist lebendig: Keine Engel, keine Gläubigen, keine Apostel, kein Lamm Gottes sind hier zu finden. Das Bild erinnert stark an die traditionelle Darstellung der Pforte in John Bunyans Roman „Pilgrim’s Progress“ aus dem 17. Jahrhundert. Unten rechts ist die Arbeit signiert mit „D. Hart. 87“ – der Maler und Zeichner Dieter Hartmann (1939-2022) hatte diese Arbeit aus farbigem Antik- und Opalglas, Blei und Schwarzlot im Jahr 1987 angefertigt. Sie befindet sich im südlichen Seitenschiff der römisch-katholischen Kirche St. Marien in Köln-Fühlingen, einem neogotischen Bau aus den 1880er Jahren. Dort findet sich eine ausgewählte Zusammenstellung von Symbolen der Lauretanischen Litanei, neben der Himmelspforte auch das Goldene Haus, der Marienspiegel, die Arche Noah, die mystische (geheimnisvolle) Rose u.v.a. In diesem Kontext vertritt dieses Fenster die Porta Coeli, die Himmelspforte. Obwohl der Kirchenbau schon 1983 in die Liste der Baudenkmäler im Kölner Stadtteil Fühlingen eingetragen wurde, gibt es kaum wissenschaftliche Literatur, seine Erforschung steht noch aus. Gleiches gilt für den wenig bekannten Dieter Hartmann aus Weiz in Österreich.
Iris Nestler (Hrsg.): Meisterwerke der Glasmalerei des 20. Jahrhunderts in den Rheinlanden, 2, Mönchengladbach 2017.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).
Etwa fünfzehn Jahre später entstand ein weiteres Glasfenster des Künstlers, welches deutlicher das Himmlische Jerusalem zeigt. Diesmal handelt es sich um eine neun Meter hohe Fensterwand, die in drei Bahnen unterteilt ist. Dieses Monumentalfenster präsentiert oben ein weißes Lamm oval eingefasst inmitten einer quadratischen Stadt mit zwölf quadratischen Toren. Beides besteht aus neun quadratischen Feldern, die durch gelbe Linien (Wege/Straßen) miteinander verbunden sind. Zahlreiche weitere Quadrate sind unter und über Jerusalem gesetzt. Es ist eine Arbeit für die römisch-katholische Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Kleve am Niederrhein. Es ist nicht öffentlich zugänglich, sondern mit einem Gitter abgetrennt. Hier befindet sich die Michaelskapelle; direkt unter dem Fenster ruhen Johann I. von Kleve und seine Ehefrau Elisabeth von Burgund. Hergestellt wurde das Kunstwerk von der Firma Derix aus Kevelaer, die es 2004 herstellte und 2005 einbaute (Signatur und Datierung rechts unten).
Guido de Werd: Stiftskirche St. Mariae Himmelfahrt in Kleve, München 2012.