Simon Thaddäus Sondermayr (1700-1799): Kupferstich aus „Series Romanorum Imperatorum“ (1724)
Simon Thaddäus Sondermayr (1700-1799) war ein Kupferstecher, der zwischen 1727 und 1747 in römisch-katholischen Kreisen Süddeutschlands nachgewiesen ist. Bekannt ist er auch für seine Jerusalemsdarstellung in der Schrift „Geistliche(s) Zeug-Hauß“, welche 1747 in Augsburg herausgebracht wurde. Das hier gezeigte links unten signierte Blatt findet sich als Frontispiz in Gregor Kolbs „Series Romanorum Imperatorum“, die 1724 in Augustae Vindelicorum, also Augsburg, entstanden ist (Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel (HAB), Inventarnummer Graph. A1: 2626). Wie das Buch zu dem frommen Titelblatt kam, ist unklar, denn in der „Series Romanorum Imperatorum“ geht es nicht um Johannes, Maria oder Christus, sondern um Nero, Caligula oder Drusus.

Das Blatt zeigt ein klassizistisches Himmlisches Jerusalem im zeitgenössischen barocken Schlösserstil, mit Brunnen und barocken Gartenanlagen in seinem Inneren. Hier sehen die Stadtviertel wie Höfe von Schlössern oder auch symmetrischen Klöstern aus; vor allem die Fassade bzw. die Fassaden erwecken diesen Eindruck und ähneln Klöstern in Einsiedeln, Ochsenhausen oder Schussenried. Auf den zwölf spitzen Toren stehen zwölf schlanke Engelsfiguren. Das zwölfte Tor und die zwölfte Engelsfigur sind von der Gloriole des Lammes Gottes im Hintergrund allerdings verdeckt. Dieses Lamm thront in der Mitte der Gebäudeflügel auf einem niedrigen Zionsberg, welcher, städtebaulich geschickt, von einem Rondell von Reihenhäusern eingefasst ist. Diese Reihenhäuser gehen übrigens nicht von der Stadtmauer aus, sondern sind von ihr abgesetzt. Um die Mauer reihen sich die vierundzwanzig Ältesten, die hier mit Musikinstrumenten angetreten sind, ganz wie auf dem Kupferstich „Stez leiden wir viel Ungemach“. Vor ihnen steht jeweils eine Krone. Eigentlich sind diese vierundzwanzig Ältesten Teil der Bewohnerschaft, aber hier spielt sich das Leben nicht in, sondern vor der Stadt ab.



