Die evangelische Erlöserkirche in Würzburg-Zellerau hat eine 16 Meter hohe Altarwand, die „Stadtmauer“ des Himmlischen Jerusalem. Sie besteht aus Ziegelsteinen, welche sich in der Form, in der Farbe und in der Anordnung unterscheiden. Der Künstler, Helmut Ammann (1907-2001), hat zusammen mit Maurern der Firma Nagler ein Ornamentgefüge aus Backsteinen, Klinkern und Ziegelrohren gemauert, das teppichhaft wirkend einen ästhetischen Eigenwert besitzt. Zusammen mit der Martinskirche in Hannover ist es die bedeutendste Wand, die das Himmlische Jerusalem als Backsteinmosaik darstellt.
In einem Brief hat der Künstler beschrieben, wie sehr der damalige Dekan Wilhelm Schwinn beim Entstehen und Aufbau der Kirche und auch seines Kunstwerkes beteiligt war: „Ich hatte das große Glück und die Freude, den Wettbewerb für die Altarwand in Ziegelsteinmosaik und die Figurengruppe aus Zirbelholz für den Neubau der Erlöserkirche zu gewinnen. Schwinn setzte seine ganze souveräne Persönlichkeit dafür ein, zunächst immer die notwendigen finanziellen Voraussetzungen sicherzustellen, wobei er gerne das Bibelwort zitierte: ‚Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will, und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er’s habe auszuführen’ (Lukas Kap. 14, Vers 28)“.
Die aus österreichischer Zirbelkiefer geschnitzten sechs Engel sind in die Anbetung des apokalyptischen Christus (in Mosaik als Lamm in einem Tondo dargestellt) vertieft und strömen feierliche Ruhe aus. Die straff senkrecht gehaltenen Linien ihrer Gewänder und Flügel bilden einen ausgezeichneten Kontrast zu den vielen waagerechten Linien der Musterung in der dahinterstehenden Chorwand, die die Mauern und Tore der zukünftigen Gottesstadt versinnbildlichen.
Britta von Rettberg: Würzburg-Zellerau, Erlöserkirche, in: Robert Stalla (Hrsg.): Olaf Andreas Gulbransson (1916-1961) – Kirchenbauten in Bayern, München 2007, S. 106-109.
Erich Kasberger (Hrsg.): ‚Der ganze Himmel ist mit tausend Offenbarungen in mich gefallen und ich in ihn’. Werktagebücher eines Bildhauers und Malers. 1921-1965, München 2007.