Claus Arnold (1919-1970): Wandgestaltung der Martinskirche in Hannover-Linden (1957)

Großflächige Wandgestaltungen waren in den 1950er Jahren besonders beliebt und es gab, da viele Kirchen neu gebaut oder wiederaufgebaut werden mussten, zahlreiche Gelegenheiten – meist in Städten, die von Kriegszerstörungen schwer gezeichnet waren. In solchen Gemeinden, zumal, wenn sich viele Flüchtlinge ansiedelten, war das Himmlische Jerusalem ein schnell gefundenes Thema. Die evangelische Martinskirche in Hannover-Linden ist dafür ein gutes Beispiel.
Der Innenraum der modernen Kirche wurde von dem Karlsruher Künstler Claus Arnold (1919-1970) gestaltet. Arnold trat später mehr als Satiriker und Humorist hervor, auch als Kirchenkritiker, für den Kirchenbau schien er dann nicht mehr die geeignete Person.

1957 stellte er in Hannover-Linden eine seiner wenigen Wandkompositionen fertig. Rauer, hellroter Klinker strukturiert die frontale Wände vor dem Altar und lässt Bilder aus Stein entstehen: Es sind die offenen Tore des Himmlischen Jerusalem, die der Gemeinde im Kirchenschiff vorgeführt werden. Die Altarwand zeigt, gemauert aus Backstein und plastisch hervortretend, die zwölf Tore des Himmlischen Jerusalem. Das durch die großen Farbfenster seitlich einfallende Licht erhöht die Wirkung und den Schattenwurf dieser ungewöhnlichen Wandgestaltung, die je nach Lichteinfall über den Tag hinweg immer wieder anders aussieht.

Dieter Oesterlen: St. Martinskirche Hannover-Linden, in: Kunst und Kirche: Magazin für Kritik, Ästhetik und Religion, 1959, S. 10-15.
Helmuth Pape: St. Martins-Kirche Hannover-Linden, Hannover 1965.
Kirchengemeinde St. Martin Hannover-Linden (Hrsg.): 700 Jahre Kirche in Linden: 1285-1985. Eine Festschrift, Hannover-Linden 1985.

 

tags: Klinker, Backstein, Nachkriegskunst, Hannover, Niedersachsen
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