Alwin und Wolfgang Lahr: Jerusalemsleuchter der Kirche in Hannover-Herrenhausen (1994)
Ein große Radleuchter beherrscht den Innenraum der evangelisch-lutherischen Kirche in Herrenhausen, einem grüngeprägten Stadtteil von Hannover. Ein Gürtlermeister (ein Metallbildner) aus Sachsen hat dieses bemerkenswerte Kunstwerk Anfang der 1990er Jahre nach zwar alten Vorlagen in der Firma Alwin und Wolfgang Lahr in Freital gefertigt, aber mit modernem Formempfinden eigenständig weiterentwickelt. Früher hatte sich schon einmal ein Radleuchter in der Kirche befunden, der wesentlich verschnörkelter gewesen war und dann 1962 einer Purifizierung zum Opfer fiel. Die bereute man und wollte wieder einen Leuchter haben, wie der Bau aus der Gründerzeit wohl von Beginn an einen Jerusalemsleuchter besaß, ähnlich wie heute noch die nahegelegene Christuskirche sowie der Bethelehemkirche in der Innenstadt von Hannover. Damit dürfte Hannover mit Abstand die meisten Jerusalemsleuchter weltweit besitzen, hinzu kommt noch eine moderne Interpretation von Uta Apolant.
Der neue Leuchter sollte das Himmlische Jerusalem in klaren Grundformen darstellen. Zwölf mit Zinnen versehene Tore, sechs Türme und sechs Häuser mit Treppengiebel zieren den messingglänzenden Radkranz. Diese Bauten stellen die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel dar. Die eigentlichen, an Ketten frei schwebenden zwölf Leuchtkörper hat man unter die Objekte gesetzt.
Nach dem ersten Aufhängen machte sich eine akustische Blendwirkung auf die Orgel bemerkbar, Augengenuss störte Ohrengenuss. Die Störfrequenzen konnten durch eine mobile Aufhängung beseitigt werden. Somit kann der Leuchter bei Konzerten oder anderen Veranstaltungen in die jeweils gewünschte Position gefahren werden.
Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Hannover-Herrenhausen (Hrsg.): Aus der Geschichte der Herrenhäuser Kirche, Hannover 2000.
Catharina Uhlmann: Festschrift 100 Jahre Herrenhäuser Kirche: 1906-2006; und: die Kirchengemeinde Herrenhausen-Leinhausen feiert das 100jährige Bestehen der Herrenhäuser Kirche, Hannover (2006).