Schalldeckel-Detail der ehemaligen Zisterzienserinnen-Klosterkirche Marienstuhl (1737)
Wenn auch die Predigt das eigentliche Zentrum des lutherischen Gottesdienstes war, so gibt es doch auch (wenige) Predigtstühle in römisch-katholischen Kirchen, die in nachreformatorischer Zeit einmal das Himmlische Jerusalem thematisieren. Dies ist der Fall in der ehemaligen Zisterzienserinnen-Klosterkirche Marienstuhl in Sachsen-Anhalt.
1737 wurde hier für die Südwand des Langhauses eine gewaltige Kanzel entworfen und aufgebaut. Leider ist der Meister dieser kunstvollen Schnitzerei, die Arbeiten in süddeutschen Klöstern durchaus ebenbürtig ist, bislang nicht bekannt. Da in Marienstuhl u.a. südländische Pflanzen geschnitzt wurden, vermutet man einen Bezug des Künstlers nach Frankreich oder Italien.
Der Schalldeckel hat die Maria Immaculata gemäß ihre Symbole nach der Lauretanischen Litanei zum Thema. Im 18. Jahrhundert ist dieser Gegenstand eher selten einmal aufgegriffen worden. Der Schalldeckel zeigt verschiedene Engel, die einige ausgewählte Symbole Mariens halten – ein Motiv, welches man von Ölmalereien kennt, etwa von Carlo Bononi, Luis Lagarto, Diego Quispe Tito und vielen anderen. Einer dieser geweißten und teilvergoldeten Holzengel präsentiert, in Form eines klassizistischen Triumphbogens, die Porta Coeli. Diese hat eine vergoldeten Rahmen, der zwei Flügel hält, wovon einer schwarz, der andere rot-schwarz gefärbt ist. Ganz leicht ist diese Pforte bereits geöffnet und lässt das Tageslicht aus dem dahinter befindlichen Fenster durchscheinen.
Uwe Lachmuth: Klosterkirche Marienstuhl – ein bedeutendes Beispiel mitteldeutscher Barockkunst in Egeln, in: Geschichte und Geschichten zwischen Harz und Boerde. Heimatschrift für Landkreis Aschersleben-Stassfurt, 1999, S. 11-17.
Jochen Roessle: Die Klosterkirche Egeln-Marienstuhl. Eine Beschreibung in Wort und Bild, Egeln 2009.
Marienstuhl: ehem. Zisterzienserinnenkloster, Klosterkirche St. Marien, in: Stefan Beier: Klosterlandschaft Sachsen-Anhalt, Wettin-Löbejün 2011, S. 170-175.
Claus Bernet: Torszenen, Himmelspforten, Porta Coeli, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 11).