Jesus als Menschenfreund und gesellige Vaterfigur, umgeben von Kindern und Gläubigen, so gut wie immer mit Bart und weißem Gewand, ist eine typische Darstellungsweise in den USA während der Mitte des 20. Jahrhunderts. In freikirchlichen und evangelikalen Kreisen ist dies bis heute populär. Ein typisches Beispiel dafür ist diese Farbzeichnung, die von Joe Maniscalco (1925-2006) signiert ist. Maniscalco wurde in San Francisco geboren und erwarb einen Magister in Kunst, bevor er die Art Center School in Los Angeles besuchte. Über zweihundert Bücher und Zeitschriften wurden mit seinen betont frommen Illustrationen ausgestattet. In „Love Unlimited“ („Unbegrenzte Liebe“), einem Klassiker der Adventistin Ellen G. White (Ausgabe Omaha 1958), griff Maniscalco auf das beliebte Genre „Jesus mit Kindern vor der Himmelsstadt“ zurück, in einer süßlichen und kitschigen Art und Weise, wie es die Auftraggeber und das Publikum wünschten (S. 107). Der stark christlich orientierte Künstler schrieb dazu: „Mein Anliegen war es, eine friedliche Atmosphäre künstlerisch herzustellen. Christus ist schließlich der Erlöser und Retter der gesamten Menschheit. Er ist auch ein großer Lehrer, der uns den richtigen Weg weist. Man muss nur darauf achten, wie aufmerksam die Menschen um ihn herum zuhören. Er zeigt ihnen seine Hände, seine Wundmale, und möchte damit darauf hinweisen, dass der Glaube an ihn Erlösung bringt“. Eigentlich bedürfen diese Menschen jedoch keiner Unterweisung mehr, denn sie befinden sich bereits im Neuen Jerusalem, welches durch Elemente des ewigen Tierfriedens, des Regenbogens oder der goldenen Stadt im Hintergrund angedeutet ist. Diese Konzeption war bereits seit einigen Jahren ein festes Genre, Maniscalco könnte es von Charles Zingaro, Herbert Rudeen oder Russ Harlan übernommen haben.

Interview with Joe Maniscalco (April 3, 1980), University of Florida: Digital Library Center.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem bei Adventisten, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 20).