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Georgette de Montenay (1540-1581)/Anna Roemer Visscher (1583-1651): Emblematik (um 1615)

In den Niederlanden hatten im 17. Jh. emblematische Werke Konjunktur, vor allem im freikirchlichen und reformierten Bereich der Nadere Reformatie, aber auch bei römisch-katholischen Autoren. Die Abbildungen dienten vornehmlich der Illustration frommer Texte, es waren keineswegs bibliophile Prachtbände für Wenige, sondern Sinn- und Moralbilder für Viele.
Die Ausgabe „Les Emblems ou Devises chrestiennes“ ist eine der frühesten emblematischen Arbeiten zum Thema überhaupt, welche 1571 erstmals erschienen war. Eine spätere Fassung von Georgette de Montenay (1540-1581) enthält den obigen Kupferstich von Anna Roemer Visscher (1583-1651). Das von ihr auch übersetzte Buch ist nicht datiert, Experten schätzen, dass diese Ausgabe erst um 1620, also lange nach dem Tod von de Montenay, gedruckt wurde. Zu dieser Zeit war sie noch unverheiratet und ohne Kinder, hatte also die Zeit für solche Arbeiten, während sie später mehr in der Glaskunst hervortrat. Es scheint jedenfalls das erste Mal zu sein, dass eine Frau das Himmlische Jerusalem dargestellt hat.

Diese Ausgabe mit einhundert christlichen Emblemen war Johanna III., Königin von Navarra (1528-1572), gewidmet, einer Förderin des Kalvinismus. Seite 12 von „Cent emblemes chrestiens“ zeigt das Himmlische Jerusalem versinnbildlicht als Renaissancetor im römischen Klassizismus und zählt damit unter die Torszenen. Die Himmelspforte steht offen, man kann durch sie die Wolken des Hintergrundes beobachten. Gleichzeitig ist es auch ein Zweiwegebild, in der ein Pilger entschlossen einen schmalen Pfad nach oben beschreitet, und nicht die breite Pforte in die Stadt betritt. Über (wie auch unter) dem Bild steht geschrieben „Sed futuram inquirimus“ (Hebräerbrief Kap. 13, Vers 14).

Georgette de Montenay: Honderd Christelijke zinnebeelden naar Georgette de Montenay, door Anna Roemers Visscher. Uitgegeven naar het oorspronkelijk handschrift door A. D. Schinkel, o.O., 1854.
Ernst Friedrich von Monroy: Embleme und Emblembücher in den Niederlanden 1560-1630: Eine Geschichte der Wandlungen ihres Illustrationsstils, Utrecht 1964 (Bibliotheca emblematica, 2).
Mario Praz: Studies in Seventeenth-Century imagery, Roma 1975 (2).
Karel Porteman: Inleiding tot de Nederlandse emblemataliteratuur, Groningen 1977.
John Landwehr: Emblem and fable books printed in the low countries 1542-1813. Third revised and augmented edition, Utrecht 1988.

 

tags: Niederlande, Emblem, Emblematik, Pforte, Renaissance
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