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George Hinke (1883-1953): Zeitschriftenillustration (1949)

George Hinke wurde 1883 in Berlin geboren, erlebte den Niedergang des Deutschen Reichs und die Wirtschaftskrisen, entschied sich zur Auswanderung und lebte dann ab 1923 in Milwaukee, wo er 1953 verstarb. Nach einer klassisch-akademischen künstlerischen Ausbildung arbeitete Hinke hauptsächlich als Kinder- und Jugendbuchillustrator und war vornehmlich für das US-amerikanische Magazin „Ideals“ als Illustrator tätig. Seine Spezialität waren süßlich-kitschige Darstellungen des Santaclaus und romantische Weihnachtsdarstellungen aller Art, er ist eigentlich der Begründer des sensationellen Aufstiegs des Nikolaus als entchristlichter Weihnachtsmann.

Im Jahr 1949 verwendete eine Ausgabe von „Ideals“ eine seiner Farbzeichnungen für ein Themenheft, das sich der Inspiration widmete. Es zeigt eine expressive Szene, die stark an moderne Illustrationen zu John Bunyans Roman „Pilgrim’s Progress“ erinnert: Ein Pilger (hier nicht abgebildet) steht vor einer architekturalen Himmelserscheinung. Aus den weißlich-violetten Wolken schieben sich vertikale Bauten, die an zeitgenössische Hochhäuser der USA erinnern. Eine solche Thematik war damals überaus beliebt und hatte bereits eine eigene Darstellungstradition (Beispiel „The Coming King“ von 1932). Vorne ist ein Bau besonders detailliert gezeichnet, zu dem übrigens ein schmaler gewundener Pilgerweg hinführt – angelehnt ist dieses Hochhaus an das berühmte Woolworth-Gebäude in New York. Hier befindet sich offensichtlich der Hauptzugang in die Stadt. Die anderen Bauten darüber sind deutlich hellgelber gefasst, und mit den violetten Wolken und dem türkisfarbenen Himmel entsteht ein poppiger Gesamteindruck – überaus modern und innovativ für die 1940er Nachkriegszeit, was beweist, dass Hinke weitaus mehr konnte als Nikolausbildchen.

Claus Bernet: Große Künstler, großartige Kunst, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 48).

 

tags: Zeitschrift, Hochhaus, USA, Inspiration, Pilgerweg, Nachkriegszeit
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