Das Buch „Fifty Great Cartoons“ („Fünfzig großartige Zeichnungen“) wurde im Jahr 1899 in Chicago herausgebracht, im Verlag Frederick L. Chapman & Company. Es war eine unpaginierte Ausgabe, die vor allem visuelle Bedürfnisse ansprach. Frank Beard (1842-1905) hat die Bebilderung dazu angefertigt, so auch die kolorierte Zeichnung „The Strait Gate“. Die oben so betitelte Pforte mit einem winzigen Pentagramm ist hoch, aber schmal. Durch sie kommt zwar der beladene Sünder, doch die Sünden, die ihn niederdrücken, muss er im Gepäck zurücklassen (darunter auch eine Statue Buddhas, aber auch Sünden wie Stolz, Sinnlichkeit, Betrug, Selbstliebe und Ehrgeiz in weltlichen Dingen – ganz ähnlich sind auch zwei Figuren in Barbers „Religious Emblems“ beladen). Nach außen zeichnet sich eine neogotische Rahmung ab, aber nach innen wird der Durchgang zu einem spitz zulaufenden Kreuz – ein genialer Einfall, den ich nur von Beard kenne. Hinter dem Kreuz leuchtet es, man sieht goldene Strahlen in der Toröffnung und über der Mauerkante.
Zum Künstler:
Frank Beard, geboren 1842, war der Hauptillustrator der christlichen Missionarszeitschrift „The Ram’s Horn“, für die er auch mehrfach Cover gestaltete. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war er ein weithin bekannter amerikanischer Illustrator für Zeitschriften wie „Comic Monthly“ oder „Judge“. In einem Artikel für eine Schwesterpublikation, „Our Day“ (in der Ausgabe vom Februar 1896, S. 85-91) erörterte Beard seine persönlichen Beobachtungen zur Geschichte der Zeitschriftenillustration in den Vereinigten Staaten. Er selbst war strikter Antialkoholiker und auch Freimaurer, mit denen er an die Überwindung der Sünden aus moralischer Kraft glaubte. Seine drastischen Darstellungen des Saloons und des Spirituosenverkehrs im Allgemeinen lieferte eine starke Propaganda für die Verbotsbewegung, die Beards Illustrationen nachdruckte und bis in die Prohibitionszeit verbreitete.