Eine der ungewöhnlichsten und eigenwilligsten Himmelspforten des 20. Jahrhunderts stammt von dem Glaskünstler Herb Schiffer (geb. 1936), der zu dieser Zeit in Aachen Kunst unterrichtete und in Düren sein Atelier unterhielt. Bei dem Kunstwerk erscheinen Engel in den verschiedenen Marien-Symbole aus der Lauretanischen Litanei. Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen Engel mit menschlichem Gesicht und zwei mächtigen Flügel, aber ohne Körper. Für manche ist dieser Engel, nach Vorbild vieler Barockmalereien, der Träger der Pforte. Die Form des Engels ist übrigens in früheren Arbeiten Schiffers vorgebildet, etwa bei einem weiteren Fenster mit der Thematik des Neuen Jerusalem, welches 1983 unweit in Kirchtroisdorf entstand.
Die Pforte besteht hier aus zwei schmalen und profilierten Stelen, die unten eine Basis und oben einen Knauf haben. In der Mitte hängt oben eine Taube, aus deren Maul mehrere Perlen nach unten aneinander aufgereiht sind. Geschickt führen sie durch den Kopf des Engels, der damit zu einer weiteren, sechsten Perle wird. Rechts unten findet man eine kaum sichtbare Signatur und Datierung: „Hschiffer 93“. In der Tat wurde 1993 dieses Fenster aus Antikglas, Blei und Schwarzlot in der römisch-katholischen Marienkapelle der Kirche St. Cäcilia zu Düsseldorf-Benrath eingesetzt. Diese dient als Taufkapelle und ist gewöhnlich der Aufbewahrungsort der Schwarzen Muttergottes. Dabei steht die Madonnenstatue direkt vor dem Fenster, das dadurch Besucher kaum in seiner Gänze wahrnehmen können. Mit seinem Bezug auf Maria ist dieses Fenster eigens für diesen Wallfahrtsort geschaffen worden, als Komplettierung zu älteren Fenstern dieser Kapelle von Peter Hecker (1941).
Iris Nestler (Hrsg.): Herb Schiffer: Maniera Simbolica, Linnich 2003.
Werner Heiliger: Pfarrkirche St. Cäcilia – Düsseldorf-Benrath. Wallfahrtskirche zur Schwarzen Muttergottes, Düsseldorf 2009.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).