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Blockbuch Heidelberger Bilderkatechismus (1455-1458)

In diesem Band ist auf fol. 35v eine erste Weltgerichtsszene zu finden, die in der unteren Hälfte das Himmlische Jerusalem als Torszene architektonisch thematisiert. Dort steht eine Gruppe von Geretteten zwischen der Himmelspforte links und dem Höllendrachen und -rachen rechts. Die Pforte wird gerade von Petrus aufgeschlossen, der die Gruppe der Geretteten anführt. Es handelt sich um einen kleinen Bau in einfachen Formen, gänzlich ohne Schmuckformen.

Auf fol. 148v lässt sich eine weitere Himmelspforte finden. Grund dafür ist, dass in dem Band verschiedene Blockbücher, wie eine Biblia Pauperum, einen Totentanz und andere Werke, zusammengebunden wurden, die man dann als Heidelberger Bilderkatechismus bezeichnet hat. Somit findet sich hier also auch ein Weltgericht. Der Aufbau ist keine neue Erfindung, sondern man schaute ihn sich von Stundenbüchern ab, etwa aus MS 218 oder aus dem Pembroke-Stundenbuch. Die schönen Miniaturen wurden dann auf ihre Grundformen heruntergebrochen. Unten links ist ein Block eingefügt, aus dem nach vorne seitlich Zacken dringen, die vermutlich Lichtstrahlen sein sollen. Einige Menschen drängen in diese Pforte, darunter ein Bischof, ein Fürst oder König und ein Mönch. Bemerkenswert ist, dass hier nicht Petrus oder Engel den Menschen bei der Flucht beistehen, sondern dass ganz im Gegenteil ein Dämon einen der Menschen packt und auf die andere Seite in den Höllenschlund zu ziehen versucht. Es sind eigentlich unglaublich dramatische Szenen, die sich hier abspielen. Einzig Maria, die in einem blauen Gewand direkt auf dem Tor steht, leistet vor Christus für die Menschen Fürbitte.
Beide Zeichnungen sind dem Heidelberger Bilderkatechismus entnommen. Es handelt sich dabei um ein Blockbuch, das um 1455/1458 im östlichen Mitteldeutschland entstanden ist. Wo genau ist ebenso unbekannt wie der Auftraggeber oder die beteiligten Zeichner. Die Holzschnitte sind grob gearbeitet, die Kolorierung wurden flächig aufgetragen und es gibt immer wieder Indizien, dass der Band unvollendet ist; auf fol. 148v etwa in dem Spruchband unten, welches nicht beschrieben wurde. Heute befindet sich das Blockbuch in der Universitätsbibliothek Heidelberg, unter der Signatur Cod. Pal. germ. 438.

Wilhelm Ludwig Schreiber: Basels Bedeutung für die Geschichte der Blockbücher, Straßburg 1909.
Wilfried Werner, Hartmut Seeliger: Alte und moderne Buchkunst. Handschriften und bibliophile Drucke in der Universitätsbibliothek Heidelberg. Ausstellung alte und moderne Buchkunst, Heidelberg 1970.
Karin Zimmermann: Cod. Pal. gem. 438, in: Matthias Miller, Karin Zimmermann: Die Codices Palatini Germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 304-495), Wiesbaden 2007, S. 423-430.

 

tags: Holzschnitt, Blockbuch, Spätmittelalter, Himmelspforte, Weltgericht, Mitteldeutschland, Sachsen, Katechismus
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