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Günter Skrodzki (1935-2012): Projekt Bibel (1995-2006)

Hinter dem „Projekt Bibel“ von Günter Skrodzki (1935-2012) verbirgt sich die graphische Darstellung der gesamten Bibel – Altes und Neues Testament – in expressiven Holzschnitten, inspiriert von der informellen Kunst. Aufgrund der außergewöhnlichen Dichte, in der die Abbildungen den Texten folgen, sind es insgesamt 420 Druckstücke geworden. Dieses „Projekt Bibel“ ist vielleicht sein Hauptwerk. Nach Auskunft der Frau des Künstlers, Rosemarie Skrodzki, reichen die ersten Vorarbeiten bis 1995 zurück, die letzten Feinheiten an einigen Stücken wurden um 2000 bearbeitet, so dass die Serie zwischen den Jahren 2001 und 2006 in den Druck gehen konnte. Von jeder Vorlage wurden fünf Exemplare gedruckt. 2006 erschien auch ein Bildband des Künstlers zu seiner Serie. Die meisten der Holzschnitte waren 2012 noch im Nachlass des Künstlers vorhanden, auch seine beiden Schnitte zum Himmlischen Jerusalem. Sie wurden auf leicht gelblichem Werkdruckpapier in dem Standardmaß 40 x 30 Zentimeter gedruckt. Es handelt sich um Nr. 64: „Offenbarung 21, 1-10: Ich sah Jerusalem hernieder fahren aus dem Himmel“ (oben) und um Nr. 65 „Offenbarung 22, 1-21: Das neue Jerusalem“ (unten).

Das Himmlische Jerusalem als Ufo hat es bislang kaum einmal gegeben, obwohl es genau das ist: ein unbekanntes Flugobjekt (frühester Beleg: Max Huber 1965). Im ersten Holzschnitt ist es im Landeanflug, im zweiten bereits sicher gelandet und fest positioniert, über dem Lebensfluss, an dessen Ufern Bäume wachsen. In der ersten Zeichnung ist unten in braunen und blauen Farben die alte Schöpfung angedeutet. Es folgt die neue Schöpfung, mit dem blauen Lebensfluss, an dem Bäume mit ihren Früchten wachsen. Dazwischen findet man die Buchstaben Alpha und Omega. Beide Zeichnungen verbindet die neue Stadt als rechteckiges Gebäude mit Rasterfassade, die sich bei Nr. 65 schillernd zwischen den Bäumen im Wasser spiegelt. Eine solche Spiegelung der Stadt im Fluss liegt nahe, findet sich aber selten und ist ein origineller Einfalls von Skrodzki.
Günter Skrodzki ging immer seinen eigenen Weg. Künstlervereinigungen stand er stets misstrauisch gegenüber, aber er hatte eine akademische Ausbildung: Von 1957 bis 1959 hatte er Gebrauchsgrafik in Duisburg studiert, von 1959 bis 1967 folgte eine Ausbildung in Malerei und Grafik. Danach war er als freischaffender Grafiker in Celle und in Sahrendorf/Nordheide tätig. Hervorzuheben ist, dass er ohne die Förderung der deutschen Museumsszene und ohne nennenswerte Besprechung von Kunstkritikern im Laufe der Jahre eine treue Gefolgschaft von anerkannten Sammlern um sich scharen konnte. Seine Werke werden zu beachtlichen Preisen gehandelt und erfreuen sich eines ständig wachsenden Liebhaberkreises. Der 1935 in Kehlerwald, Kreis Angerburg/Ostpreußen geborene Maler sah es gelassen, Moden und dem Zeitgeist wollte er nicht hinterherlaufen: „Die Bilder müssen nicht gefallen, es ist nur wichtig, dass es sie gibt“.

Britta Reimann (Mitarb.): Projekt Bibel: Holzschnitte von Günter Skrodzki, Hattstedt, um 2001.
Günter Skrodzki, Projekt Bibel: Holzschnitte zum Alten und Neuen Testament, begleitend zu einer Ausstellung der Gerisch-Stiftung, Neumünster 2006.
Klaus Knoke: Handreichung und Hilfe zum Verstehen und Erklären der Farbholzschnitte zur Bibel von Günter Skrodzki für Ausstellungen, Verkündigung und Unterricht, Bad Fallingbostel 2006.

 

tags: Zyklus, Holzschnitt, Alpha, Omega, Lebensfluss, Ufo, Büro
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