MS 1803 ist eine Handschrift, die unter dem Namen Pepys-Apokalypse bekannt ist, benannt nach ihrem heutigen Aufbewahrungsort, der Pepys Library in Cambridge (England). Entstanden ist das in lateinischer und altfranzösischer Sprache verfasste Werk zu Beginn des 14. Jahrhunderts in England.
Unter den 89 Tempera-Miniaturen auf 45 Blättern ist für das Thema Himmlisches Jerusalem zunächst fol. 37r von Interesse. Vor einem feinstrukturierten tiefblauen Hintergrund heben sich drei Bildelemente ab: Links auf goldenem Hintergrund wartet Johannes der Seher in einem grünen Gewand mit einem Stock, der ihn auch als Pilger erscheinen lässt, wie überhaupt diese beiden Figuren im 14. Jahrhundert ineinander übergehen. In der Mitte thront Christus in einer Mandorla einschließlich stilisiertem Wolkenkranz, seine rechte Hand segnend erhoben. Rechts ist das Himmlische Jerusalem in Form einer gotischen Kirche in ähnlicher Weise wie in Royal MS 2 D XIII eingezeichnet. Durch einen Mauerdurchblick kann man in das Kircheninnere blicken: Dort steht ein Altar, besetzt mit einem goldenen lateinischen Kreuz – ein Hinweis, das dort das ewige Abendmahl gefeiert wird. Alle drei Bildelemente stehen isoliert für sich, sind aber unten durch einen grünrot gescheckten Boden verbunden, der vermutlich eine Felsenlandschaft darstellen soll.
Gänzlich anders zeigt zuvor fol. 6v. die Stadt pars pro toto als Himmelspforte (Johannesoffenbarung Kap. 4, Vers 1). Auch hier wird Johannes von einem Engel an das Geschehen der rechten Seite herangeführt. Dieser rechte Bildbereich ist durch die Hintergrundfarbe und -musterung klar von der linken Seite getrennt. Ein Mann, möglicherweise erneut Johannes, schaut nun durch die Pforte, die der unbekannte Miniaturist als mittelalterlichen Tabernakel mit zwei geöffneten Flügeltüren zeigt. Die Person ist oben durch die Pforte verdeckt, ragt aber unten mit ihrem Unterleib und Beinen aus der Pforte heraus. Ähnlich wie bereits bei den Flügeln des Engels, der in den anderen Bildbereich hinüberragt, werden Ebenen und Trennungen überwunden und neu verbunden; es sind Spielereien der Perspektiven, die das hohe Können des Illustrators belegen.
Paul Meyer: Version Anglo-Normande en vers de l’Apocalypse, in: Romania, 25, 1896, S. 174-257.
Brent A. Pitts: Versions of the Apocalypse in medieval French verse, in: Speculum, 58, 1983, S. 31-59.
1803, in: Rosamond McKitterick, Richard Beale (Hrsg.): Medieval, Cambridge 1992, S. 29-33 (Catalogue of the Pepys Library at Magdalene College, Cambridge, 5, 1).
Renana Bartel: The Pepys Apocalypse (Cambridge, Magdalene College, MS Pepys 1803) and the readership of religious women, in: Jounal of Medieval History, 37, 4, 2011, S. 358-377.