Im Jahr 1664 (oder 1684) wurde die römisch-katholische Kirche von Carabuco (Bolivien) mit einer apokalyptischen Serie ausgestattet. Es handelt sich um vier Gemälde, die die „Vier letzten Dinge“ thematisieren: das Jüngste Gericht, das Fegefeuer, die Hölle und den Himmel. Die Arbeiten wurden von dem Maler José López de Rios ausgeführt und sind traditionell gehalten. So zeigt das „Jüngste Gericht“ in der Bildmitte die Trinität, rechts die Hölle, links das Neue Jerusalem als Himmelspforte in Form eines Rundtorturms, zu dem eine Schar Geretteter flüchtet, die von Petrus eingelassen wird. Die Architektur ist einfach wiedergegeben, die Wandfläche beispielsweise ungeschmückt und ohne Ornamente. Lediglich zwei helle Kreise über dem Eingangsbereich beleben und strukturieren die Fläche etwas.
Ähnlich aufgebaut ist auch das folgende Gemälde „Fegefeuer“. Diesmal ist der Jerusalems-Turm auf der rechten Seite positioniert und ist von übergroßen Figuren (Petrus und Paulus) flankiert, von denen nur die rechte einen Heiligenschein hat (Paulus). Wie auch bereits in dem vorangegangenen Gemälde sind es wieder Mönche, die als erste in Zweierreihen die Himmelspforte betreten. Dahinter sind vor allem musizierende Engel zu sehen, die eigentlich in das Himmlische Jerusalem gehören. Viele der Geretteten tragen eine Kerze, wie übrigens auf einem ähnlichen, zeitgleich entstandenen Fresko in Isfahan (um 1660). Die Architektur ist nochmals reduziert worden, so fehlen die Dachsegmente und die Kuppelspitze wurde weggelassen.
Gérard Teulière: Bosch dans les Andes. Le millénium pictural de Marcelo Suaznábar, in: Caravelle, 76, 76/77, 2001, S. 677-692.
Teresa Gisbert: El cielo y el infierno en el mundo virreinal del sur andino, La Paz 2004.
Teresa Gisbert, José López de los Ríos: ‚El Purgatorio‘, ‚el Juicio Final‘, ‚el Infierno‘ y ‚la Gloria‘. Restauración de cuatro lienzos monumentales, serie de ‚las Postrimerías‘, Templo de Carabuco, La Paz 2005.
Carlos Rosso: La iglesia de Carabuco, La Paz 2013.