Irschen, eine kleine Gemeinde in Kärnten, besitzt mit der römisch-katholischen Pfarrkirche Sankt Dionysius ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 12. Jahrhundert. Während der Zeit um 1520 wurde dort die Apsiswand im Chor mit einer umfangreichen Weltgerichtsdarstellung ausgemalt. Es ist ein seltenes Beispiel für eine Darstellung des Neuen Jerusalem in der Reformationszeit, die auch nur wenige Jahre zu sehen war. Sie wurde übertüncht und erst 1939 wieder freigelegt. Die kräftige Nachkolorierung in Türkis und auch Rosa entsprach wohl tatsächlich der einstigen frühneuzeitlichen Farbigkeit. Der Ausschnitt gibt den Empfang der Erlösten durch Petrus vor der Kulisse eines renaissancehaften Himmlischen Jerusalem wieder, mit Kuppel in Türkis und Orange. Die Gebäude sind mit schmückenden Ornamenten überzogen, die Dachlandschaft zeigt Kuppeln und Filialen.
Interessant ist hier vor allem die Perspektive der Pforte in dieser Anlage: sie befindet sich nicht an zentraler Stelle, sondern an der Seitenwand zwischen dem großen linken Turm und dem kleineren Bau mit der Kuppel rechts. Der höhere linke Turm ist übrigens nicht schief, sondern die Wand des Apsis ist leicht gewölbt, was für den oder die Maler, über die wir leider nichts wissen, eine besondere Herausforderung gewesen sein muss. Es waren wohl Künstler, denen die großen Kathedralen Italiens in Florenz, Mailand oder Rom bekannt waren. Für die doppelschalige, sechzehneckige Hauptkuppel des Petersdomes lagen zwar um 1520 verschiedene Entwürfe vor, die Fertigstellung erfolgte aber erst 1591.
Gerhard Schnorr, Marianne Schnorr: Irschen: eine Gemeindechronik, Klagenfurt 1975.
Eduard Mahlknecht: Die Kirchen und Kapellen der Pfarre Irschen, Salzburg 2004.