Die touristische wie kunsthistorische Attraktion der kleinen französischen Ortschaft Cunault an der Loire ist die mittelalterliche ehemalige Abteikirche Notre-Dame. Die mächtige Hallenkirche der Romanik ist mit vielen Malereien aus verschiedenen Jahrhunderten ausgestattet. Die Verklärungsdarstellung über der Tür zum Priorat stammt aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurde mehrfach restauriert und immer wieder übermalt. Auffällig ist die übermäßige Verwendung von Rot, das viel kostengünstiger als Grün oder vor allem Blau war.
Dargestellt ist Jesus, umgeben von Petrus, Jakobus und Johannes sowie Moses und Elias. Rechts davon ist eine urbane Szene gesetzt, die als Neues Jerusalem gedeutet wird (siehe Ausschnitt): Es sind drei mächtige Türme, fast Bollwerke, die mit kleinen Wetterfahnen geschmückt sind. Auch hier ist die Besonderheit festzustellen, dass die Fahnen in entgegengesetzte Richtungen wehen (wie zuvor auf Fresken in in Mondovi und in Zepperen). Dazwischen zieht sich eine Mauer entlang, die nach rechts hin steil ansteigt. Dahinter sind Wohnbauten und ein weiterer, vierter Turm zu erkennen. Die Beschriftung der naturalistischen, spätmittelalterlichen Stadt ist leider, wie auch andere Teile des Freskos, nur fragmentär erhalten und lässt sich zuverlässig nicht mehr entziffern. Möglicherweise zog sich die Stadt rechts noch weiter nach oben, doch Teile der Malerei sind dort verlustig. Ebenso unklar ist, was sich über der Stadt links noch als roter Fleck abzeichnet, mglw. die Hand Gottes aus den Wolken oder eine Schutzmantelmadonna.
R. G. Phélipeaux: Cunault, St.Léger-Vauban 1964.
Wilfried Hansmann: Das Tal der Loire. Schlösser, Kirchen und Städte im ‚Garten Frankreichs‘, Köln 2000.
Oliver Meys: Hallenkirchen der angevinischen Gotik, in: In situ, 4, 2, 2012, S. 161-194.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).