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Christof Grüger (1926-2014): Fensterwand aus St. Mechthild in Magdeburg (1983)

Christof Grüger (1926-2014) arbeitete viele Jahre in der DDR als freischaffender Künstler im architekturbezogenen Bereich und gestaltete 1979/80 die großformatigen Betonverglasungen für die römisch-katholische Kirche St. Mechthild in Magdeburg. Umgesetzt wurden die Entwürfe dann 1983 von der Berliner Glasmanufaktur Lehmann. Die Verglasung für den Neubau gilt als Hauptwerk des Künstlers, und auch Grüger selbst sah dies so (schriftliche Mitteilung vom November 1998): „Eine meiner wichtigsten Arbeiten war St. Mechthild. Schon die lange Planungszeit war ungewöhnlich, denn es gab drei Mal eine Veränderung. Mitte der 1970er Jahre kam eine erste Interessensbekundung: Fenster zu St. Mechthild waren gefragt. Diese Heilige war mir unbekannt, und ich fand nicht den richtigen Zugang, so dass ich das Thema schon an einen Kollegen angeben wollte. Dann eine Änderung des Bistums: „Lauretanische Litanei“. Mein Vorschlag: oben in den Einzelfenstern jeweils ein Symbol, in das Hauptfenster eine Marienfigur. Aus nicht bekannten Gründen wurde das Vorhaben verworfen, wir setzten uns erneut zusammen. Nun kam der Wunsch auf, das Thema Hoffnung zu thematisieren. Dabei fiel uns auf, dass in der DDR dieses Thema eigentlich selten zu finden ist – damit war der Weg eingeschlagen, der dann zum Erfolg führte“.
Diese Kirche konnte unter großen politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten in einer DDR-Plattensiedlung gebaut werden, wobei aber auf einen Kirchenturm verzichtet werden musste, da die Kirche zwar geduldet wurde, aber möglichst im Stadtbild nicht sichtbar sein sollte, wie auch in Buttstädt und in Leinefelde. Finanziert wurde der Bau durch das Bonifatiuswerk aus Paderborn.
Nicht verzichtet werden musste glücklicherweise auf eine künstlerisch ansprechende Innengestaltung, vielleicht auch gerade weil die Kosten für einen Turm wegfielen. Besonders ins Auge fallen die Torbögen des Neuen Jerusalem im gleißenden Licht des Hauptfensters. Die Bögen sind ineinander verschobenen und bilden einen Kreis um die Fenstermitte, die ohne Motiv mit hellen, fast weißen Glasscheiben ausgestattet wurde.

Ihre Bogenmauerungen sind durch gelbliche, violette und rötliche Glasscheiben erkennbar. Man findet das Fenster im Chorbereich vor dem Altar. Darüber sind fünft zentralen Oberlichtfenster gesetzt, die das Thema der Bögen fortführen, ebenso wie die seitlichen Oberlichtfenster. Hin und wieder ragen auf dem Hauptfenster auch dreidimensionale, gelbe Glassteine in den Innenraum hinein, in Anlehnung an die Edelsteine oder Perlen der Gottesstadt.

Ruth Pape: Der Glasgestalter Christof Grüger, in: Bildende Kunst, 33, 7, 1985, S. 316-316a.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).

 

tags: Glaswand, Magdeburg, Sachsen-Anhalt, Christof Grüger, DDR
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