Der Band „General-Sturm Der Herrlichen Haupt-Stadt In Engelland“ von Johann Andreas Graf(e) (geb. 1650) erschien 1706 im Augsburger Verlag Georg Schlüter (aufgedruckt wurde 1705, der Band ist aber erst 1706 zur Buchmesse in Leipzig erschienen). Das Frontispiz ist in abgewandelter Form später nochmals von Franciscus Xaverius Dornn (gest. um 1765) in seiner Schrift „Geistliches Zeug-Hauß Voll Gewehr, und Waffen Zu Bestürmung der Haupt-Festung in Engel-Land Des Himmlischen Jerusalems“ verwendet worden. Bei „Engelland“ handelt es sich nun keineswegs um den Staat oder die Nation England, sondern um das himmlische Land der Engel, womit der Bezug zum Himmlischen Jerusalem hergestellt ist.
Diese Stadt thront auf einem mächtigen Zionsberg und ist, der Thematik angepasst, als zeitgenössische Festung mit Elementen des Schlossbaus dargestellt. Nur ein schmaler Pfad führt über den Berg zur Zugangspforte. Vom Land und auch von der See her wird diese Himmelsburg belagert und links mit Kanonen, rechts mit Mörsern beschossen. Dieses versinnbildlicht hier die Tugenden, mit denen man sich Einlass in die Stadt verschaffen kann. Der Beschuss ist also nicht wirklich gefährlich: Nach der Explosion öffnen sich die Kanonen und es regnet Rosenkränze und Oblaten auf die Stadt nieder. Die Art der Darstellung erinnert an das Frontispiz von „Tractatus de Regimine“ des Dietrich Reinkingk, wobei es sich dort noch um eine echte, feindliche Belagerung handelte.
Mit dem emblematischen Bild schmückte der Katholik Graf, der aus Grätz (heute Tschechien) stammte, eine Sammlung von Sonntagspredigten, die vom ersten Advent 1705 bis zum Pfingstfest 1706 von ihm gehalten worden waren. Welchen Künstler er mit der durchweg hochwertigen Bebilderung seines Werkes beauftragt hat, muss leider offen bleiben.
Claus Bernet: Holzschnitte und Kupferstiche, Norderstedt 2012 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 3).