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Dietrich Reinkingk (1590-1664): „Tractatus Regimine“ (1632, 1651 und 1659)

Das Werk „Tractatus Regimine“ ist eine frühneuzeitliche Staatsschrift in der besprochen wird, wie ein idealer Staat aufgebaut ist und wie eine Regierung zu funktionieren habe. Die Staatslehre des Dietrich Reinkingk (1590-1664) war von lutherischer Ethik und biblischer Theologie beeinflusst, tendierte jedoch zu einer einheitlichen postkonfessionellen Verfassungsordnung. Von daher ist es konsequent, dass Reinkingk sowohl für den katholischen Kaiser als auch für die lutherischen Landstände tätig war. Gegen Ende seines Lebens war er dann mehr und mehr von eschatologischem Denken ergriffen.
Sein juristisches Hauptwerk „Tractatus Regimine“ erschien erstmals schon 1619, damals aber noch ohne dem Himmlischen Jerusalem als Bestandteil des Titelkupfers.

 

Dieses findet sich erstmals in der Ausgabe von 1632. Es ist an durchaus prominenter Stelle zwischen der eigentlichen Titelangabe unten und einer darübergesetzten Christusdarstellung oben platziert, wo Christus wie auf einem Regenbogen erscheint. Zu sehen sind viele Wohnhäuser, mehrere Kirchen und ein mittiger Turm, der nach der Schlosskirche von Wittenberg gestaltet ist. Über der Stadt sind merkwürdige Bahnen zu sehen: Sie können das Lebenswasser darstellen, das in Fontänen von der Stadt in die ganze Welt ausgeht. Darauf verweist die Überschrift „Civitas Dominis Psalm 46“, in dem es heißt „Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein“. Vielleicht sind es aber auch Flugbahnen von Kanonenkugeln, denn auch eine solche Belagerung der Stadt hat ihre Tradition (siehe Werke von Johannes Baumgartner und Johann Andreas Graf.

 

In der Folgezeit kam es zu geringfügigen Veränderungen des Kupferstichs in der Ausgabe Frankfurt am Main 1651. Beispielsweise ist die windgekrümmte Tanne, ein Merkmal schon bei Georg Lemberger, links neben der Stadt nun gerade gerückt. Auch die kleinen Wohnbauten unter den Kirchen sind hier besser zu erkennen.

 

Etwas weiterreichende Veränderungen erfuhr der Stich in der Ausgabe von 1659. Vor allem ist die halbrunde Beischrift über der Stadt nun in zwei Teile getrennt. Die ehemalige Tanne ist nun zu einem Busch geworden. Die Bahnen des Wassers sind nun keine Linien mehr, sondern gestrichelt. Unter der Stadt erscheint eine Hand aus den Wolken, die eine Krone hervorzaubert: Es ist nicht allein die Herrscherkrone, sondern auch die Krone der Märtyrer, die laut katholischer Lehre nicht gerichtet werden, sondern sofort in das Himmlische Jerusalem gelangen.

Christoph Link: Dietrich Reinkingk, in: Michael Stolleis (Hrsg.): Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 1977, S. 78-99.
Pasquale Pasquino: Polizia celeste e polizia terrena. D. Reinkingk e V. L. von Seckendorff, in: Annali dell’ Istituto Storico Italo-Germanico in Trento, 8, 1982, S. 325-355. 

 

tags: Kupferstich, Lebenswasser, Wittenberg, Schloss
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