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Henry Corbould (1787-1844): Pilgrim’s Progress, Ausgaben 1796 und 1833

Im Jahr 1796 erschien in London der zweite Teil einer Ausgabe von John Bunyans Roman „Pilgrim’s Progress“, dessen Titelseite mit einem aufwendigen Kupferstich verziert wurde. Dieser Stich hat die allegorische Figur „Gnade“ vor einer Himmelspforte zum Thema. Die Pforte erinnert eher an einen Eingang zu einem Waldfriedhof als an ein Tor in das Himmlische Jerusalem. Städtische Architektur ist nicht zu finden, dafür eine üppige Begrünung im Vorder- und Hintergrund. Die Pforte selbst ist ein Komposit spätbarocker Anklänge und bereits klassizistischer Formensprache, vermischt mit Einsprengseln des indischen Kolonialstils. Schaut man genau vermag man zu erkennen, dass sie leicht nach innen geöffnet ist.
Die signierte Zeichnung wurde von dem Meister Henry Corbould (1787-1844) entworfen und von dem Kupferstecher W. Taylor ins Bild gesetzt. Seitengedreht findet man die gleiche Arbeit von Samuel Topham (1788-1855) in einer in Leeds erschienenen Neuausgabe von „Pilgrim’s Progress“ aus dem Jahr 1811.

 

Henry Corbould hat sich am Ende seiner Karriere nochmals mit dem gleichen Motiv auseinander gesetzt. Es ist reizvoll, die beiden Kupferstiche zu vergleichen, zwischen denen über dreißig Lebensjahre liegen. Auch bei dieser Arbeit handelt es sich um ein Frontispiz, nämlich für die New Yorker Ausgabe von 1833. Es ist eine Zusammenarbeit von Corbould mit Peter Maverick (geb. 1780). Da dieser 1831 überraschend verstarb, muss die Arbeit bereits vor 1831 entstanden sein. Sie zeigt die Allegorie „Gnade“ in Frauengestalt vor einer düsteren, morbide scheinenden Himmelspforte, die mit einem massiven lateinischen Kreuz bekrönt ist. Der üppige Bewuchs ist zusammengeschrumpft zu einer kleinen Pflanze rechts der Pforte. Vorne links liegt ein loser Stein, am linken Hintergrund erscheint undefinierbare Architektur und nach oben bricht die Pforte ab: Hier lebt Ruinenromantik auf.

 

tags: Kupferstich, England, John Bunyan, Pilgrim's Progress, Gnade, Allegorie, Himmelspforte, Romantik, Friedhof
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