Im Jahr 1997 fertigte der Steinmetzmeister Peter Bussmer (1921-2005) in seiner Werkstatt in Bad Kreuznach einen Grabstein an. Es war eine seiner letzten Arbeiten, den der Meister hatte zu diesem Zeitpunkt den Betrieb schon an seine Nachfolger übergeben und befand sich im Ruhestand, teilte aber auskunftsfreudig mit: „Es ist mehr möglich, als sie meistens sehen. Grabsteine sind dadurch limitiert, was ein Kunde ausgeben kann und möchte, vielleicht ähnlich wie beim Bau eines Hauses. Bei diesem Stein suchte sich nicht der Kunde einen fertigen Stein, wie es meist ist, sondern mir wurde eine Skizze übergeben. Nach der habe ich mich gehalten. Zu den Bestandteilen selbst kann ich nichts weiter mitteilen, was die Kunden damit ausdrücken wollen, weiß ich nicht.“ (Peter Bussmer, 1997). Bussmer hat seit 1950 in Bad Kreuznach immer wieder an Grabsteinen gearbeitet und an innovativen Lösungen gearbeitet, die traditionelle Elemente in moderne Formen brachten. Heute ist er in der Fachwelt allerdings mehr für seine steinerne Treppen bekannt, die Patentschutz genießen und inzwischen weltweit eingesetzt werden.
Es handelt sich bei dem Grabstein um einen pyramidalen Naturstein, unter dessen oberer Spitze ein Tor aus blaugrauem dunklen Messing eingelassen wurde. Es ist ein einfaches Rundbogentor mit zwei Flügeln. Bemerkenswert sind die kunstvoll herausgearbeiteten vier gusseisernen Scharniere. Durch dieses Tor ist gerade ein Mensch in die Ewigkeit eingegangen: Die leicht geöffnete linke Flügeltür, das sich darin verfangene Gewand und eine abgelaufene Sanduhr sind alles, was zurückbleibt. Man fragt sich, wer die Sanduhr dort aufgestellt haben mag, da dies dem Verstorbenen in dieser Position unmöglich war. Hoffnung gebende, christliche Elemente sind auf diesem Grabstein ansonsten nicht zu finden. Der vom Motiv her bemerkenswerte und einzigartige Stein befindet sich heute auf dem Friedhof Bingen am Rhein und markiert das Grabmal von Helmut Nehren (1939-1997). Er wurde für so bedeutend eingestuft, dass er 2003 in eine Dokumentation gestalterisch überzeugender Sepukralkunstwerke aufgenommen wurde.
Conny Boettger, Peter Cardorff: Mein letztes Wort. Der Grabstein als Visitenkarte, Berlin 2003.