Diese noch originalklorierte Arbeit stellt im Zentrum Maria dar, umgeben von einigen ihrer Symbole nach der Lauretanischen Litanei. Dieses Thema war gerade im 16. Jahrhundert neu und schnell äußerst beliebt geworden; in Frankreich haben sich aus dieser Zeit eine ganze Reihe von steinernen Beispielen erhalten. Das aus Bar-le-Duc ist eines der schönsten darunter. Das Werk aus Kalkstein stammt aus der Chapelle du Rosaire (Rosenkranz-Kapelle) der römisch-katholischen Kathedrale Notre Dame de l’Assomption. Es befindet sich in Bar-le-Duc im Département Meuse (Lothringen/Frankreich). Dort wurde es um 1510 von dem Steinmetz Jean Crocq angefertigt und im Südarm des Querschiffs der Kirche aufgestellt. Sie ist zeitgleich mit vergleichbaren Werken in Nogent-sur-Seine (Grand Est) oder Gisors (Normandie) entstanden. Ursprünglich waren die Farben in Bar-le-Duc leuchtend, nach einem halben Jahrtausend erscheint alles grünstichig-verwaschen. Die triumphbogenartige Himmelspforte befindet sich links neben Maria, die vieltürmige Civitas Dei hat ihre Position ziemlich weit unten auf der rechten Seite. Beide Symbole zeigen eine detailfreudige Verspieltheit; so erkennt man etwa Dachschindeln der Häuser der Gottesstadt oder das Fallgitter der Pforte. Dieses Gitter ist frei aus dem Stein herausgearbeitet worden, so dass man sogar den Schattenwurf erkennen kann. Auch sind beide Symbole mit Spruchbändern versehen, welche ihre lateinische Beschriftung noch erhalten haben.
Francois Deshoulières: Bar-le-Duc. Eglise Notre-Dame, in: Session. Congrès Archéologique de France, 96, 1929, S. 319-330.
Charles Aimond: L’église prieurale et paroissiale Notre-Dame de Bar-le-Duc, Bar-le-Duc 1958.
Claus Bernet: Gemacht für die Ewigkeit. Steinwerke des Himmlischen Jerusalem, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 8).
Beitragsbild: GFreihalter, Bar-le-Duc Notre-Dame 155, CC BY-SA 3.0