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Katholische Stundengebetstafel (um 1770)

Der Bildausschnitt gehört zu einem moralisierenden und didaktischen Werk. Dieses besteht aus der Malerei und aus einem lateinischen Text, was beides die Notwendigkeit eines geregelten, regelmäßigen Gebets zur Verteidigung gegen die Versuchungen des Teufels bekräftigen soll. Daher sei es wichtig, die kanonischen Stunden zu beten, die seit dem 6. Jahrhundert in allen männlichen und weiblichen Ordensgemeinschaften der römisch-katholischen Kirche als übliche Praktik aufgenommen und verallgemeinert wurde.

Im unteren Bereich des Ölbildes sind die ideenreichen Versuchungen des Teufels auch bildlich dargestellt. Im oberen Bereich dieser Stundengebtestafel findet man dann die himmlische Stadt, wie sie der Kirchenvater Augustinus in „De Civitate Dei“ beschrieben hat. An jeder Seite des mittigen Haupttors sind sechs Seitentürme zwischen der Stadtmauer angebracht. Diese Bauten mit Dreiecksgiebeln oben und einer roten Pforte unten scheinen offen zu stehen. Dann gibt es noch ein dreizehntes Haupttor in der Mitte der Stadtmauer. Dieses ist doppelt so groß wie die Seitentürme. Es steht ebenfalls offen. Ein Franziskanermönch tritt gerade ein und wird von einem fliegenden Engel begrüßt. Nur zu dem Haupttor führt ein schmaler Pfad, ansonsten ist die Stadt komplett von Wasser umgeben, ähnlich wie das Zweiwegebild aus dem Kloster Ottobeuren. Hinter der Mauer sind zahlreiche Kirchen und Häuser zu entdecken. Sie ziehen sich auch auf dem Original leicht schräg von links unten nach rechts oben, wo bereits das Höllenfeuer rechts einige der Tore der Himmelsstadt halb verdeckt. Der Maler dieser Arbeit konnte noch nicht identifiziert werden. Es war vermutlich ein Auftrag für ein Kloster in Neuspanien, entstanden um das Jahr 1770. Heute ist die Tafelmalerei Teil der Sammlung Joaquin Gandarillas Infante in Santiago (Chile).

Maria Angélica Zegers (Hrsg.): Arte colonial Americano, Santiago 2018.

 

tags: Lehrtafel, Mönchsorden, Neuspanien, Barock, Santiago, Chile
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