In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden in ganz Frankreich Steintafeln mit den Mariensymbolen hergestellt – es sind die erhalten gebliebenen Zeugnisse der Marienverehrung an der Schwelle zur Reformation. Erhalten haben sie sich weniger in den großen Kathedralen, sondern in kleinen abgelegenen Dorfkirchen, wo das Geld für immer neue Kirchenausstattungen fehlte. Ein besonders schönes Beispiel findet man in der Marienkapelle im Priorat von Notre-Dame des Champs in Cré-sur-Loir (Departement Sarthe) in den Pays de la Loire. Es handelt es sich um ein farbenfroh bemaltes Relief, wobei hier möglicherweise noch die frühneuzeitliche Farbfassung vorhanden ist. Das Kunstwerk wurde aus einem Stein gehauen, den man extra von Les Rairies in die Loir brachte. Leider wissen wir nicht, welcher Steinmetz und Maler hier beteiligt war. Im unteren Bereich ist der Altaraufsatz auf 1531 datiert. Die Ausgestaltung der Marienattribute ist hier verspielter und farbiger als bei älteren steinernen Varianten des 16. Jahrhunderts, etwa in Livilliers oder in Montdidier.
Links oben, neben dem Haupt Mariens, befindet sich eine kleine Himmelspforte, wie man sie auch aus der zeitgenössischen Literatur her kennt, etwa aus dem Werk von Thielman Kerver (1503). Der Maler hat sich die Freiheit erlaubt, den Fenstern der Türme ein blaues Gitter hinzuzufügen. Rechts unten ist die Civitas Dei angebracht. Die steile, ungeschmückte Stadtmauer ist in literarischen Vorlagen nicht zu finden und eine Besonderheit von Cré-sur-Loir. Markant ist noch der Kirchturm der Gottesstadt, mglw. wurde er nach einer konkreten historischen Vorlage gestaltet. Die Arbeit ist, was man an diesen Details kaum sehen kann, nicht fertiggestellt; auch bei den Spruchbändern fehlt noch die (lateinische) Bezeichnung.
P. -F. Baudron: Notice sur l’église de Cré-sur-Loir, près La Flèche (Sarthe), Le Mans 1847.
Christophe Frénelle u.a.: Le patrimoine des communes de la Sarthe, 1, Paris 2000.