Mario Zampini (1905-1963): „Albo Benedettino“ (1922)

„Albo benedettino, con cenni storici su San Benedetto di Alice De Micheli“ ist ein Kunstband, den Mario Zampini mit schwarzweißen Zeichnungen ausgestattet hat. Der Verlag Bozzo e Coccarello aus Genua startete 1922 eine Auflage von 500 nummerierten Exemplaren. Es geht darin um das Leben des Benedetto da Norcia, bekannt als Benedikt von Nursia, ein italienischer Mönch und Abt, der um 480 n. Chr. geboren wurde und 547 n. Chr. starb. Über diesen spätantiken Mönch ist wesentlich mehr bekannt als über den Florentiner Mario Zampini (1905-1963) aus dem 20. Jahrhundert. Er arbeitete in den 1930er Jahren als Bühnenbildner an der Mailänder Scala aus den 1930er Jahren. Mit seinem fantasievollen und visionären Talent zeichnete sich sein komplexer und detailreicher Stil durch Ähnlichkeiten mit dem von Alberto Martini und Giovanni Guerrini aus. Ansonsten war er noch freier Mitarbeiter der Zeitschriften „Il Corriere dei Piccoli“, „Il Balilla“ und „La Lettura“. Man kennt von ihm auch Kinderbücher, dann drei Hoepli-Theaterbücher mit den Geschichten von Ali Baba, Dornröschen und Aschenputtel (1942). Abgesehen von einer Postkartenserie über das Leben des Heiligen Antonius von Padua, die anlässlich dessen hundertsten Geburtstags 1931 entstand, und von seiner Mitarbeit an der Mondadori-Kinderenzyklopädie (1949) wissen wir von seinem künstlerischen Schaffen wenig mehr, von seinem sonstigen Leben kaum etwas.
Die vorletzte, elfte Tafel des Kunstbandes zeigt zahlreiche dunkle Gestalten. Davon ist eine mit emporgehobenen Händen und einem weiten Mantel hervorgehoben, vielleicht der Heilige Benedikt. Ihr ist oben eine weiße Lichtgestalt entgegengesetzt. Zwischen diese Figuren schiebt sich das Neue Jerusalem als gotische Kathedrale, pointillistisch aufgesetzt.

An den Seiten ziehen sich schwarze steile Abhänge mit Ruinen, verzweifelten Menschen und Monstern nach oben, es sieht aus, als würde ein Bühnenvorhang weggezogen – eine Illustration, die unverkennbar von Gustave Doré inspiriert ist. Zampini gelingt es, diesen blendenden Effekt mit Tusche auf weißem Papier einzufangen und dabei einen beinahe optisch scharfen Effekt zu erzielen. Die ganze Bewegung ist nach vorne gerichtet, nicht nur die Hauptperson im Vordergrund, von der wir nur den Rücken erblicken, sondern zahlreiche Gestalten um sie herum drängen in das Enge der Schlucht. Die Massenszene erinnert an einen Orden, lässt aber auch an die zeitgenössischen Aufmärsche der Faschisten und anderer Parteien denken, auch Prozessionen fanden in geordneten Bahnen statt, bei den der einzelne im Ganzen aufging und die Massenpsychologie einsetzte.

Albo Benedettino di Mario Zampini con cenni storici su S. Benedetto di Alice de Micheli, edito dalle Arti grafiche Bozzo e Coccarello di Genova, Genova 1922.
Mostra dantesca di Mario Zampini da Firenze, 28 gennaio – 6 febbraio 1933, Milano 1933.
Giuseppe Pizzuto: Mario Zampini, iN Gebrauchsgraphik, 19, 3, 1942, S. 35-42.

 

tags: Kunstband, Benediktiner, Italien, Neogotik
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