Bei dem Bild handelt es sich um eine „Kinderkarte“ (Kinderprentje), die vor allem in den Niederladen in der katholischen Tradition verwurzelt waren. Frühe Tode waren in der von Mangelernährung und Infektionen geprägten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren des 20. Jahrhunderts keine Seltenheit, so dass zu vielen Verstorbenen eine spezielle Erinnerungskarte hergestellt wurde. Diese besitzt auf der Vorderseite eine einfarbige Zeichnung, auf der Rückseite den Namen, Lebensdaten und kurze Worte des Gedenkens. Es ist kein Zufall, dass bei der Vorderseite auch einmal auf das Himmlische Jerusalem zurückgegriffen wurde: Die Hinterbliebenen gaben damit der Hoffnung Ausdruck, dass der oder die Verstorbene nun bereits erlöst im Himmel wäre und empfingen von dieser Vorstellung her Trost und Zuversicht.

Auf dem Bild ist der Verstorbene keineswegs die große stehende Figur, denn diese ist anhand des Kreuznimbus und dem flammenden Herz als Christus auszumachen, der vor der Himmelspforte den Neuankömmling empfängt. Dieser oder diese wird wie ein Säugling von zwei Engelsfiguren getragen. Erschütternd sind die Gegenstände rechts unten: ein Kindersarg, ein Kreuz, einige Kerzen.
Der Kreuznimbus ist in einem Torbogen eingefügt, an dessen Seiten sich die Flügel öffnen. Auf einem Flügel sind drei Tore eingezeichnet, daneben befinden sich drei weitere Tore. Insgesamt hat man hier eine gerade Reihung von zwölf Toren, zusammen mit der Himmelspforte sind es sogar dreizehn Tore. Selten einmal ist so deutlich die Himmelspforte mit den übrigen Toren der heiligen Stadt in Beziehung gesetzt worden.
Die schlichte Gouache nennt keinen Künstler oder Künstlerin. Unten hat sich links ein Logo, vielleicht das eines Künstlers, und rechts die Ziffer „52“ erhalten. Das war die Bestellnummer dieser Karte, die zu einer ganze Serie von 70 verschiedenen Karten, auch für verstorbene Erwachsene, gehörte. Andere Arbeiten dieser Serie, die die gleiche Handschrift tragen, gestaltete ein J. L. van Oostayen, vermutlich ein Mönch aus dem Kloster Meijel in der Provinz Limburg. Unterlagen zu der Druckerei des Klosters haben sich nicht erhalten; das Klostergebäude aus dem Jahr 1898 wurde im Jahr 2002 abgerissen.
Die Karte wurde sowohl für verstorbene Jungen wie für verstorbene Mädchen verwendet, von den späten 1930er Jahren an bis Mitte der 1960er Jahre. Schwerpunktmäßig finden sie sich von Verstorbenen der Provinzen Nordbrabant und Limburg, bekannt wurden solche Kinderkarten von Piet van den Beuken (1939-1944), Bernard van den Beuken (1941-1944), Martha Maria Verhagen (1941-1944), Peter Spithoven (1949), Willibrord (1956-1957), Maria Regina Petronella Ploegmakers (1953-1957), Karel Theodorus Maria Schel (1962-1964) und Josje van Schijndel (1960-1965).


