Der Dispensationalismus ist eine heilsgeschichtliche Bibelauslegung, die die Geschichte als eine Abfolge von verschiedenen Epochen oder Zeitaltern betrachtet, in denen Gott auf unterschiedliche Weise mit der Menschheit umgeht bzw. diese mit ihm. Dazu entwarfen bereits im 19. Jahrhundert Autoren Zeitstrahle, Diagramme und Charts, die die manchmal sonderbaren Zeitabläufe veranschaulichen sollten, so war zumindest das Anliegen. Hauptsächlich wurde der Dispensationalismus von Freikirchen in den USA entwickelt und vertreten, Clarence Larkin (1850-1924) war ein prominenter Vertreter, Harry Ironside (1876-1951) sein geistiger Nachfolger. Ironside war ein fundamentalistischer Prediger und Autor, der viele Jahre als Pastor der Moody Memorial Church in Chicago tätig war. Sein bekanntestes Werk wurde „The lamp of prophecy. Or, signs of the times“, das erstmals 1911 erschien, dann in vielen Auflagen nachgedruckt und übersetzt wurde.
Zur besseren Erklärung seiner speziellen Lehren arbeitete Ironside an einen „Chart“ mit, einem Zeitstrahl, der vor allem zukünftige Geschehnisse zu ergründen sucht. Der Strahl setzt mit dem Sündenfall ein, dann kommt Babel, Moses, die Theokratie und schließlich Golgatha. Christus kehrt dann nach seiner Himmelfahrt mit den Heiligen zurück, und die Schlacht von Armageddon wird geschlagen. Das Tier (der Antichrist) und der falsche Prophet werden besiegt. Satan wird gefesselt und für tausend Jahre gefangen gehalten. Am Ende der tausend Jahre wird es nach Satans Befreiung aus dem Abgrund eine kurze Rebellion geben, bis zum erneuten Erscheinen von Christus und dem Weltgericht: Die alte Schöpfung vergeht, endlich erscheint das Himmlische Jerusalem.

Diese Geschehnisse mit einfachen Zeichnungen verdeutlicht, diejenige mit dem Himmlischen Jerusalem befindet sich ganz rechts als Schlusspunkt. Es gibt mehrere Fassungen dieses schwarz-weißen Charts, so etwa von ca. 1950, 1980, 1990 und 2010 – das sind nur ungefähre Schätzungen, das genaue Jahr, der Druckort wie auch der oder die Mitarbeiter sind nicht bekannt.

Dennoch darf der Einfluss dieser Zeichnungen nicht unterschätzt werden. Sie wurden als Poster vertrieben wurde, die dann in Wohnungen oder Kirchen an die Wand geheftet wurden, wo sie gerne bei Predigten herangezogen wurden. Ironside hat zeichnerisch selbst nicht Hand angelegt, sondern Mitarbeiter aus seinem Umkreis bzw. später dessen Nachfolger. Der Chart wurde immer wieder umgearbeitet und abgeändert, da es keinen Klarheit über den „richtigen“ Ablauf der Zeitereignisse gab und gibt.