Adolf Meister (geb. 1931): Malerei „Auf dem Weg zum himmlischen Jerusalem“ (1992)

Adolf Meister (geb. 1931) gehört zu den malenden Priestern, er nimmt in Dänemark eine ähnliche Funktion ein wie einst Sieger Köder in Württemberg. Im Laufe der Jahre sind mir knapp fünfzig Kunstwerke bekannt geworden, die von Pfarrern gefertigt wurden, davon weit über 75 Prozent von Vertretern der römisch-katholischen Kirche. Ob es die reichliche Kunst der katholischen Kirchen ist, die dazu inspiriert, oder die Freiheit von Familie und finanziellen Sorgen, ist schwer zu entscheiden, vermutlich ist es von beidem etwas. Adolf Meister stammt aus Deutschland und war lange als katholischer Pfarrer und Jesuit im dänischen Aarhus tätig. Neben seiner seelsorgerlichen Tätigkeit hat er eine Kunstkarriere vorzuweisen, die für malende Priester außergewöhnlich ist: An mehr als 250 Ausstellungen in kirchlichen wie säkularen Einrichtungen hat Meister inzwischen teilgenommen, Werke von ihm hängen im Kunstmuseum Aarhus, im Fyns Kunstmuseum in Odense auf der Insel Fünen, und auch im italienischen Bologna und in der Frankfurter Jesuitenhochschule Sankt Georgen – das Spektrum reicht dabei von rein abstrakten bis zu figürlichen Arbeiten.
Bei „Mod det himmelske Jerusalem“, welches 1992 entstand, fällen sogleich die Blautöne auf, die dieses Werk charakterisieren, akzentuiert mit lediglich einigen Gelbbeimischungen und wenig Rot. Damit reiht es sich in die zahlreichen „blauen Fassungen“ des Himmlischen Jerusalem ein, was erstaunt, da bereits das Meer und das Firmament blau ist, daher würde man bei Jerusalem eine andere Farbe erwarten – nicht so sehen es Anton Laier (um 1950), Jerome J. Pryor (1957), Carl Unger (1968) und Ladislav Záborský (1972); sie zeigten die Stadt ebenfalls überwiegend in blau.
Meister entwirft im Prinzip ein Zweiwegebild. Unten wird die Welt gezeigt, aber nicht ihre Sünden, sondern das Arbeiten der Kirche. Links ist ein Kirchengebäude eingefügt, darüber steht ein Altar mit goldenem Abendmahlkelch, weiter unter wird das Abendmahl gefeiert und auch Brot wird ausgeteilt, als Anspielung auf karitatives Wirken. Eine Treppe führt rechts am Kreuz vorbei bis oben an eines der Tore der himmlischen Stadt. Das ist der im Titel angesprochene Heilsweg in das Neue Jerusalem.

Bent Riis: Guds hånd i solen, om Adolf Meister, in: Hrymfaxe Årg. 26, 4, 1996, S. 26-31.
Claus Grymer: Adolf Meister. Viljen til at blive dansk, in: Kristeligt dagblad, 2.10.1996.

 

tags: Blau, Dänemark, Jesuiten
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