
„El Juicio Final“, also zu Deutsch „Das Jüngste Gericht“, ist ein Ölgemälde des brasilianischen Malers und Franziskanermönchs Francisco Solano (1743-1818), inspiriert von einem Gemälde von Pascual Pérez, genannt „El Mixtequito“. „El Juicio Final“ befindet sich in der römisch-katholischen Kirche San Pedro in Cholula (Barrio de Jesús Tlatempa) im mexikanischen Puebla.
Schwungvoll, fast tänzerisch, winkt Petrus außen links mit zwei Schlüsseln, um die Aufmerksamkeit auf die Himmelserscheinung oben links zu lenken. Dort erstrahlt eine barocke Himmelspforte, die noch fest geschlossen ist. Der Maserung und den Beschlägen nach handelt es sich um eine Holztür, der drei Treppenstufen vorgelagert sind. Am rechten Rand kann man gut die barocken Schmuckelemente, ausladende Rocaillen, erkennen, der linke Rand wird durch den Rahmen des Gemäldes abgeschnitten.
Einige weißgekleidete Menschlein scharen sich vor der Pforte angstvoll zusammen und hoffen auf Aufnahme in das Himmlische Jerusalem. Die Hoffnung scheint berechtigt zu sein, denn Lichtstrahlen fallen auf diese Gruppe und stellen eine Verbindung her. Eine menschliche Seele ist übrigens schon in Richtung der Pforte losgeflogen. Über ihnen bläst die Posaune zum Jüngsten Gericht, darunter öffnen sich die Gräber. Unten ist das zu sehen, was fast auf keiner neuspanischen Gerichtsdarstellung fehlen darf: links das temporäre Purgatorium mit hoffenden Menschen, rechts die endgültige Verdammnis mit gequälten, verzweifelten Personen. Überhaupt ist hier auf gestischen und mimischen Ausdruck höchster Wert beigemessen worden, ähnlich wie bei einem anderen mexikanischen Werk von Antonio Sánchez (1757).
Dirk Bühler: Inventario de los monumentos arquitectónicos del siglo XVI al XX en San Pedro y San Andrés Cholula, Puebla, Puebla 1991.
Carmen Molina: San Pedro Cholula, Cholula 1993.
Sergi Doménech García: La imagen de la Mujer del Apocalipsis en Nueva Espana y sus implicaiones culturales, Valencia 2013.
Claus Bernet: Barock und Rokoko, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 31).