Antonius Aust (1832-1914): Gemälde „Das himmlische Jerusalem“ (1870)

Antonius Aust (1832-1914), Angehöriger der römisch-katholischen Konfession, war beruflich Lehrer im böhmischen Dorf Peterswald (Petrovice), einer Gemeinde im Bezirk Aussig (Tschechien). Seine eigentliche Leidenschaft war aber nicht nur das Unterrichten von Kindern, sondern das Anfertigen biblischer Malereien in mehreren Serien, etwa „Bilder aus der Jugend Jesu zur Verehrung Gottes“. Diese fanden dann in seinem Religionsunterricht Verwendung. Die Serien von Aquarellen wurden beim Rückzug der deutsch-österreichischen Truppen aus dem Sudetenland 1945 versteckt und erst 1969 von V. Zeman in einem Haus in Böhmischdorf (Česká Ves) aufgefunden. Heute befindet sich die Sammlung im Museum Jeseník (Inventarnummer H/JE 6.431) und ist dort ein Beispiel für die Volksfrömmigkeit des Sudetenlands.

Die insgesamt 43 x 35 Zentimeter große Illustration zeigt rechts einen sitzenden Mann (wahrscheinlich Johannes der Evangelist) in grüner Tunika und rotem Mantel. Links erscheint das Neue Jerusalem. Es setzt sich aus einem Dutzend unterschiedlicher Bauten zusammen, die alle in einem einheitlichen Grau gehalten sind. Im Binnenbereich sind Einzelheiten gekonnt mit schwarzer und weißer Farbe akzentuiert – Aust war zwar Autodidakt, aber mit Talent ausgestattet. Die meisten Bauten seines Jerusalems haben eine Tendenz in die Vertikale, wie auch der markante Rundturm, der an die Renaissance erinnert. Er ist nicht nur durch seine Zentralität und Größe hervorgehoben, sondern auch durch das Leuchten hinter ihm. Ungewöhnlich sind einfache, tief liegende Hütten mit Satteldächern, die sich vor der Stadtmauer befinden. Unten hat die Zeichnung die Inschrift „Das himmlische Jerusalem“, oben „Nr. 337 den 2ten Dez.“. Sie gehört zu einer umfangreichen Mappe, die am 11. August 1871 abgeschlossen worden ist. Sie beinhaltet allerdings nicht 337, sondern nur 20 Abbildungen, nämlich zum Thema „Bilder aus der Jugend Jesu zur Verehrung Gottes“. Da dieses Blatt das letzte der Serie ist, darf man davon ausgehen, dass es am 2.12.1870 entstanden ist.

 

tags: Volksfrömmigkeit, Sudetenland
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