„Die Herrschaft des Himmels“ ist ein anonymes Allerheiligenbild aus dem späten 17. Jahrhundert, einer Zeichnung auf Basis von grauer Tinte. Wir erkennen zunächst eine Stadtmauer, aber in ungewöhnlicher, unrealistischer Ausführung: Links sieht man erst die Hälfte einer klassizistischen Pforte, dann ein Stück glatte, ungeschmückte Mauer. Diese läuft zunächst horizontal, um dann steil anzusteigen und auf der anderen Seite wieder abzufallen. Dadurch entsteht ein Dreieck, in welches eine große, breite Pforte gesetzt wurde. Sie ist offen, in ihr steht Petrus mit dem Schlüssel. Rechts von ihm würde man eine weitere Pforte vermuten, die möglicherweise durch Figuren verdeckt ist. Es sind müde, abgemagerte und alte Pilger, die hier ihren Lebensweg beendigen und für die hinter der Pforte das ewige Leben beginnt. Von der anderen Seite näheren sich Personen, die ein schweres Kreuz tragen, solches kennt man bereits von Cornelis Galle oder Maarten van Heemskerck, die solches schon im frühen 17. Jahrhundert zeigten. Letztlich ist es eine Form der Nachfolge Christi, der schließlich sein Kreuz getragen hat.

Hinter der Mauer sind zahlreiche Heilige versammelt, umgeben von weiteren Toren und Mauerzügen. Langsam setzt sich das Bild einer quadratischen Stadt mit regelmäßigen Zugängen zusammen, das Neue Jerusalem entsteht. Viele der Heilige, wie etwa Katharina oder Veronika, lassen sich anhand ihrer Attribute (Rad bzw. Schweißtuch) ausfindig machen, andere bleiben anonym. Sie sind in Gruppen versammelt, zwischen die der anonyme Verfasser immer wieder lateinische Bibelverse zur Erläuterung gesetzt hat. „Regnum Coelorum“ ist das Ganze überschreiben und stellt vermutlich einen Entwurf für eine Ölmalerei, ein Altargemälde, dar.
Das Blatt der Größe 20 x 31 Zentimeter ist Teil der Spezialsammlung der Familie Ian Woodner und Harry G. Sperling. 2011 kam es zusammen mit anderen Werken in das Metropolitan Museum of Art nach New York (Inventarnummer: 2011.454).



