Exlibris sind eine aus der Mode gekommene Tradition. Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren sie ein Merkmal bürgerlichen Besitzanspruchs: Kleine Zettel wurden den Bücherdeckeln aufgeklebt. Diese zeigen den Namen des Besitzers an, meist mit einem (oft lateinischen) Sinnspruch oder einem Motto und einer Zeichnung, die dieses Motto versinnbildlicht. Berühmte Personen dieser Zeit, wenn sie eine Bibliothek hatten, besaßen meist ein „Ex Libri“ (lateinisch: „Aus der Bibliothek von…“). Es ist anzunehmen, dass religiöse Menschen unter diesen Buchliebhabern, also Pfarrer, Diakone, Gemeindemitarbeiter usw., auch einmal ein Himmlisches Jerusalem im Exlibri führten. Es ist aber bislang erst ein einziges Beispiel bekannt geworden. Dabei handelt es sich um ein Exlibri von A. Binzkey der Größe 11 x 5 Zentimeter.

Ein frommer Mensch steht in andächtiger Haltung unten links, anhand seines Stabes, seines Mantels und seiner Tonsur ist er als pilgernder Mönch zu erkennen. Von ihm geht ein Weg aus und schlängelt sich zu einem klassisch gehaltenem Tor, aus dem gebündelt Licht ausstrahlt. Zusätzlich ist dieser Bereich in konzentrischen Kreisen gefasst. Darüber öffnen sich die Wolken und geben den Blick frei über einen sich verjüngenden Turm. Drei nach außen gewölbte Stockwerke sind zu sehen. Der christliche Gehalt dieses Baus wird durch ein lateinisches Kreuz im Dachbereich hervorgehoben. Diese Bildelemente sind allein durch schwarze Tinte gezeichnet, unter Verzicht auf Kolorierung.
In den Rändern, die einen gotischen Spitzbogen formen, steht links „Der Glaube ist alles“ und rechts „Der Weg und das Ziel“. Wie üblich, ist auch bei diesem Exlibri kein Künstler angegeben. Die Motive deuten auf einen katholischen Hintergrund, die technische Durchführung auf einen professionellen Grafiker. Zeitlich kann, nicht zuletzt aufgrund der Schrifttypographie, das Objekt auf die späten 1920er Jahre eingegrenzt werden.


