Pierre Firens (um 1580-1638): „Imago B. Mariae Virginis Lavretanae“ (um 1621)
Um 1600 bildete sich eine Sonderform der Maria Immaculata heraus: In der Mitte steht Maria mit dem Jesuskind. Umgeben sind die beiden von ausgewählten Symbolen der Lauretanischen Litanei. Sie befinden sich in rechteckigen Kästchen, welche sich in Bändern um das Figurenpaar ziehen. Alle Symbole sind lateinisch bezeichnet. Bekannte Kupferstecher wie Raphael Sadeler d. J. oder Hieronymus Wierix haben solche Werke vorgelegt, die in hohen Auflagen im Rahmen der Gegenreformation schnell Verbreitung fanden. Einen griffigen Namen hat diese Bildkonzeption, die man sofort erkennen kann, in der Wissenschaft bislang noch nicht erhalten.

Eine weitere Fassung mit dem Titel „Imago B. Mariae Virginis Lavretanae“ stammt von Pierre Firens (um 1580-1638) (auf dem Objekt handschriftlich unten rechts erwähnt). Dort findet sich auch Zitate aus dem Werk „The Iesuites Gospell“, erschienen 1621 von William Crashaw, womit wir den Stich zeitlich besser einordnen können. Es handelt sich um eine lediglich 15 x 10 Zentimeter große Gravur zur privaten Andacht. Firens stammte aus den Niederlande, konnte sich aber auf dem Pariser Kunstmarkt etablieren, mit einem breiten Spektrum von Gebrauchsgrafik, Porträts und Flugschriften. Sein Stil war konservativ, ganz der Renaissance verhaftet. Religiöse Themen sind in seinem Schaffen eher die Ausnahme, so dass man annehmen darf, dass er den komplizierten Aufbau der Symbole von anderswo übernommen hat. So findet man in der oberen Reihe rechts die Porta Coeli. Ein kleiner Mensch zwängt sich hier durch eine Renaissancepforte, ganz wie auf den Stichen von Sadeler und auch Wierix. Am linken Rand befindet sich das Symbol der Civita Dei, in Küchenlatein, wie manches auf diesem Werk. Darunter erscheint eine geschlossene Doppeltür – bei Wierix noch die Porta Clausa. Firens tituliert sie irrtümlich als „Thronus Salomo“.


